Weihnachten steht vor der Tür und so wird landauf und landab bei einem festlich geschmückten Tannenbaum die Geburt von Jesu gefeiert.
Bei allem Rummel, Kaufrausch, dröhnenden Lautsprechern, die uns, was auch immer, von weissen Weihnachten und klingenden Glocken erzählen, wäre doch Weihnachten eine ganz normale und alltägliche Geschichte, wie sie Tag für Tag auf der ganzen Welt immer wieder von Neuem passiert. Da kommt ein kleines Kind auf die Welt und verändert mit seiner Geburt alles, was jemals dagewesen ist. Was ist denn so besonders an diesem Jesuskind? Warum erzählen wir unseren Kindern heute die Geschichte, dass das Christkind die Geschenke bringt?
Die Geburt eines Kindes ist für seine Eltern ein wunderbares und tatsächlich das Leben veränderndes Ereignis, aber eben für die Eltern und das unmittelbare Umfeld und nicht gerade für die ganze Welt. Die Frage nach der Wahrheit beschäftigt immer wieder ‒ und es ist nicht einfach die Wahrheit zu finden. Weihnachten birgt für viele Menschen ein ganz besonderes Geheimnis, das man wohl nie ganz lüften kann. Hängt das tatsächlich damit zusammen, dass dieses Fest, das in unseren Breitengraden so intensiv gefeiert wird, uns seit der Kindheit begleitet?
Zeit der Wünsche und Sehnsucht
Als Kind glaubt man gerne die Geschichte vom Christkind, das den Wunschzettel abholt, dabei ein paar Federn verliert, den Christbaum schmückt und die Geschenke unter den Baum legt. Bald einmal enttarnt sich dieser Teil der Geschichte als nicht ganz der Wahrheit entsprechend und man fragt sich, warum das erwachsene Umfeld ein so grosses Geheimnis um Weihnachten aufbaut ‒ versucht man sich diesen Traum möglichst lange zu bewahren?
Die Adventszeit ist die Zeit des Wartens, des Sehnens, des Wünschens und all dies fokussiert sich auf einen Punkt ‒ Weihnachten. Ist diese Heilige Nacht dann endlich da, soll alles in Erfüllung gehen und daran hält man manchmal auch als Erwachsener noch fest. Braucht der Mensch in einer Zeit, wo die Nächte lang und dunkel sind wirklich die Fixierung auf einen Punkt, der dann die Wende bringt. Zumindest bei uns ist es ja so, dass mit Weihnachten das Licht wieder zurückkehrt und die Nächte wieder kürzer werden. Ist es der Glaube daran, dass immer wieder etwas von Neuem beginnen kann man Jahr für Jahr eine neue Chance bekommt und quasi bei Null starten kann?
Nun ganz so einfach ist es ja nicht. Die Erfahrungen der Jahre prägen einem und ganz bei Null starten wollen, können wir Menschen nicht. Weihnachten könnte aber das Fest sein, das uns motiviert zu verzeihen, abzuschliessen, damit wir nach Weihnachten wieder neu beginnen können. So wäre es also ratsam, wenn wir diese ruhigen Tage nutzen, um uns zu sammeln, nach der eigenen und wichtigen Wahrheit fragen und danach frisch gestärkt wieder in ein Neues Jahr starten.
Bettina Leemann
24. Dezember 2018
Bild: Bettina Leemann