Musik ist auch Arbeit
Es gebe nur Musik für ihn, meinte der 58-jährige Stefan Keller im Gespräch, und diesen Entscheid habe er eigentlich bereits als 10-Jähriger gefällt. Und bezüglich Instrument habe er auch damals schon die Wahl getroffen: Querflöte. «Ich wollte einfach Musik machen, wusste aber nicht, was auf mich zukommt.» So einfach sei es nicht immer verlaufen, aber rückblickend könne er festhalten: «Wenn man Musik machen will, dann sollte man nicht abwägen mit einem Plan B im Rücken, sondern es durchziehen.» Beim «von aussen» Betrachten seines Lebens als Musiker kann man ohne Wenn und Aber festhalten ‒ Stefan Keller hat es erfolgreich gemacht.
Der Musik-Vermittler
Sein musikalisches Handwerk hat er an der Bezirksschule Bremgarten zu erlernen begonnen. Man habe ihm das Spiel mit der Querflöte bestens beigebracht, aber ihm auch Raum für seine Freude am «musikmachen» gelassen und ihn im besten Sinn des Wortes «spielen lassen». Das habe aber mit dazu beigetragen, dass er sein Musikstudium am damaligen Konservatorium Schaffhausen durchlaufen musste, erinnert sich Stefan Keller. Es seien sehr intensive sieben Jahre gewesen, denn neben dem Studium, Teilnahme an Konzerten, habe er in Bremgarten 35 MusikschülerInnen unterrichtet. Da sei ihm deutlich vor Augen geführt worden: «Musik machen ist wohl eine grosse Genugtuung, aber verbunden mit viel Arbeit.»
Die Freude an der Arbeit als Musiklehrer sei ihm geblieben, meinte Stefan Keller, denn anderen Menschen die Musik näher bringen zu können, sei eine bereichernde Aufgabe. Auf die SchülerInnen angesprochen betonte Stefan Keller: «So lange sie Freude am Musizieren haben und auch bereit sind zu üben, dann stimmt es für mich unabhängig ihres Niveaus.» Der Einzelunterricht sei sicher förderlich, aber ebenso auch das Zusammenspiel in einem Ensemble und das wolle er weiter initiieren. Angesprochen auf die Talente unter seinen SchülerInnen, meinte er, dass es solche mit einer grossen Fülle an Musikalität gebe, bedauert aber, dass sie sich dann vielfach für ein Wirtschaftsstudium anstelle der Musik entscheiden, denn letztere sei für sie eher eine ungewisse Zukunft.
Der Musik-Interpret
In seiner Zeit als Musiker habe das Experimentieren schon einen wichtigen Platz eingenommen. Natürlich liebe er es vor allem Johann Sebastian Bach's Werke zu spielen, aber sie müssten in der Interpretation sein eigenes Empfinden beinhalten. «Ich will meine eigene Sprache finden, diese einfliessen lassen, so dass Stefan Keller spielt und nicht einer, der von einem anderen Musiker etwas angenommen hat und wiedergibt.» So habe er unter anderem nach der Suche nach tieferen Tönen die Bassflöte entdeckt und um die Interpretationsmöglichkeiten zu erweitern, sich einen der ersten «Loop» angeschafft und neue Welten entdeckt.
Stefan Keller belässt es aber nicht beim Spielen von klassischen Werken, die es gibt, sondern komponiert eigene Stücke. Das sei für ihn sehr wichtig, denn darin könne er seine Musikalität erweitern und sich auf seine persönliche Art eingeben. Aber letztlich sei es für ihn wichtig, dass er ein einzelnes Stück zu einem Ganzen werden lassen könne. Das heisst, auch bei einem Werk von Johann Sebastian Bach oder Wolfgang Amadeus Mozart nehme er für sich in Anspruch, dieses zu einem eigenen Stück werden zu lassen.
Natürlich brauche er auch Anerkennung im Konzertsaal, aber er sei zufrieden, wie es ist. «Man fragt nach mir und man weiss, dass es mich gibt.» In den «heimatlichen» Gefilden trifft man an verschiedenen Konzerten auf Stefan Keller oder man trifft ihn in seinem Flute Atelier Trends in Niederrohrdorf. Auch international ist er ein gerne gehörter Gastmusiker, so unter anderem am Galakonzert zum 90. Geburtstag von Peter-Lukas Graf oder an Flute-Festivals unter anderem in Polen, Südkorea und in Japan.
Richard Wurz
26. Januar 2019
Bilder: Bettina Leemann und Richard Wurz