Das Osterfest ist gegeben, auch wenn da und dort die Osterhasen und Ostereier fehlen (müssen) und die Friedensmärsche bleiben weiterhin ohne nachhaltige Wirkung.
Es sind nun 60 Jahre vergangen, seit sich ein paar hundert Menschen zum ersten Friedensmarsch von Lausanne nach Genf eingefunden haben. Die Themen haben sich seit dieser Zeit immer wieder der aktuellen Gefahrensituation angepasst, aber es ging den Menschen letztlich um den Frieden. Die meisten Menschen sind sich darin einig, dass Frieden ist, wenn es keinen Krieg gibt. Dabei geht gerne vergessen, dass seit der Mensch denken und handeln kann, es gewaltsame Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen gibt. So ist der Krieg in der Ukraine grundlegend nicht etwas Neues, ausser der Tatsache, dass er sich sozusagen vor der Haustüre abspielt und nicht wie bis anhin gewohnt irgendwo auf dieser Welt. Mit Verlaub sei hier der Spruch aus den 1980er Jahren «Es ist Krieg und keiner geht hin» eingefügt, dem aber damals der Spruch «Es gibt Frieden und keiner will ihn» entgegen gehalten wurde.
Aufbruch … aber wohin
Für den Begriff Frieden gibt es je nach Sprache und Kultur unterschiedliche Bedeutungen und Erklärungen. So umschreibt das Wort «Pax» die römische Rechtsordnung, das deutsche «Friede» bedeutet so viel wie Freundschaft, während das englische Wort «Peace» unter anderem öffentliche Ordnung und innere Ruhe fordert. Alleine diese drei Bedeutungen machen deutlich, dass man den «Frieden» ganz nach eigenem Blickwinkel und Bedürfnissen als Aussage und Forderung nutzen kann. Mit Verlaub sei daher die Frage in den Raum gestellt, wie soll Frieden in dieser Welt bestehen können, wenn Armut, Hunger, soziale Ungerechtigkeiten, häusliche Gewalt, Vereinsamung, Streitigkeiten zwischen Eltern oder Nachbarn zum Alltag gehören. Dazu gesellen sich noch die politischen und gesellschaftlichen Gruppen, die sich immer wieder neu zusammen finden und für sich Rechte einfordern unabhängig der Unterdrückung anderer Menschen.
So wird und kann nicht Frieden geschaffen werden. Ein Aufbruch ist unmöglich, da man nicht mit- und füreinander zu kämpfen bereit ist, sondern das eigene Nest zu bewahren im Vordergrund steht. Es fehlt die Bereitschaft das eigene Ich zurück zu stellen, um das Du wachsen zulassen, damit das Ich seinen neuen Platz in Gemeinsamkeit finden kann – es fehlt nicht an Ideen und Können den Aufbruch zu wagen, aber man steht sich gegenseitig und sich selbst gegenüber zu oft im Wege.
Richard Wurz
8. April 2023
Bild: Bettina Leemann