Leonardo Bizzotto aus Muri wagt, was sich viele junge Leute in der heutigen Zeit längst nicht trauen ‒ er setzt ganz auf klassische Musik.
Das Fagott hat es dem jungen Musiker angetan, doch vor rund einem Jahr hatte Leonardo Bizzotto die Nase voll von der Schule. Da er volljährig war, ging er zum Rektor und informierte diesen, dass er die Matura nicht machen würde. Leonardo Bizzotto vertraute auf seine Musikalität und bewarb sich an verschiedenen Ausbildungsstätten im In- und Ausland. Sein musikalisches Talent auf dem Fagott wurde erkannt und er bekam von verschiedenen Orten das Angebot, ein Musikstudium aufzunehmen. So konnte er sogar auswählen, in welche Richtung er seine Karriere entwickeln wollte. Von der RNCM ‒ Royal Northern College of Music in Manchester ‒ bekam er sogar ein Stipendium für das Studium angeboten, aber auch sonst reizte ihn diese Schule am Meisten. Seit einem halben Jahr studiert Leonardo Bizzotto nun an dieser Schule und ist total begeistert und restlos davon überzeugt, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Nach anstrengenden theoretischen Prüfungen und bereits vielen konzertanten Erfahrungen reicher war der junge Fagottist über die Festtage natürlich zu Hause in Muri und konnte über seine ersten Eindrücke des Studiums in England berichten.
Zeit für Musik
Das Leben hat sich für den jungen Musiker in den letzten Monaten grundlegend geändert, doch bereits bei den ersten Worten merkt man deutlich, dass Leonardo Bizzotto sich ganz sicher ist, dass er den richtigen Weg für sich gefunden hat. «Ich habe es zwar sehr streng an der Schule und muss viel lernen. Das bedeutet, dass ich von drei Tagen in der Woche Academic Studies habe und viel theoretisches Wissen rund um Musik aneignen muss», skizziert er seinen Alltag. Doch im gleichen Atemzug bedeutet es auch, dass er an zwei Tagen in der Woche sich vollständig auf sein Instrument, das Einüben von Stücken und das Musizieren in den verschiedensten Orchesterformationen konzentrieren kann. Auffallend ist auch, dass Leonardo Bizzotto offenbar das Erlernen von Musiktheorie zu einem grossen Teil Spass macht. «Ich habe mich für ein Leben für und mit Musik entschieden und da gehört es einfach dazu, dass man nicht nur auf seinem Instrument übt und gut ist,
Leonardo Bizzotto
sondern auch über Musikgeschichte und andere Bereiche Bescheid weiss», hält er überzeugend fest. Aktuell befindet sich der junge Musikstudent im ersten von vier Studienjahren. Seine ersten Prüfungen sind gut verlaufen und auch anfängliche Bedenken, dass er unter Umständen mit der englischen Sprache Mühe haben könnte, haben sich in Luft aufgelöst. «Natürlich habe ich noch Mühe, wenn mich jemand im breitesten Ortsdialekt anspricht, aber in der Schule kann ich dem vermittelten Stoff gut folgen», hält er fest.
Eine musikalische Zukunft
Für den jungen Fagottisten steht fest, dass seine berufliche Zukunft in der Musik liegt. Darauf angesprochen, was er denn mache, wenn es ihm nicht gelänge eine gut bezahlte Stelle in einem Orchester zu erhalten oder gar als Solist durch zu starten, meint Leonardo Bizzotto lachend, dass er sich zum aktuellen Zeitpunkt darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Vorerst wolle er sich vor allem auf sein eben erst begonnenes Studium fokussieren, möglichst viele Erfahrungen auch an Konzerten aller Art sammeln und dann werde er sehen, was die Zukunft bringen möge. Ein Ziel hat der ambitionierte junge Musiker allerdings bereits ins Auge gefasst. Wenn in Muri im Jahr 2022 wieder The Muri Competition stattfinden wird, dann möchte er unter den TeilnehmerInnen sein und es innerhalb dieses Feldes möglichst weit nach vorne schaffen. «Bis dahin muss ich allerdings noch viel üben, denn die Konkurrenz ist gross und man muss wirklich gut sein, wenn man an diesem Wettbewerb vorne mitspielen will», fasst er sein Ziel zusammen. Bis dahin bleibt ihm noch etwas Zeit und hier in der Region wird man immer mal wieder in den Genuss seines Fagottspiels kommen, denn Muri als seinem Heimatort möchte er treu bleiben. So kann man ihn beispielsweise am Samstag, 16. Februar, zusammen mit den Zürcher Symphonikern, seinem Vater Renato Bizzotto und weiteren Freunden im Festsaal von Muri spielen hören.
Bettina Leemann
10. Januar 2019
Bilder: Bettina Leemann