Der Zirkus hat Platz in der Familie
Die Frage stand im Raum ob das gut gehen kann, wenn zwei Kinder begeistert im Cirque Jeunesse Arabas mitmachen und dies nur möglich ist, wenn sich Mutter und Vater als Mitarbeitende am Geschehen und Wirken des Zirkus beteiligen müssen. Dies sei die Vorgabe im Zirkus Arabas und das habe sich der Elternrat, Mutter Raffaela Flory und Vater Silas Angehrn, schon überlegen müssen, ob man das wolle, erklärte Silas Angehrn. Ein Mitmachen der Kinder bedeute für sie doch, dass einige Wochenenden und Ferienwochen durch die Zirkusarbeit belegt sein werden. Mit einem Lächeln gestand er aber ein: «Insgeheim fanden wir es aber schon cool, wenn die Kinder im Zirkus mitmachen.» Inzwischen sei es aber längst Tatsache, dass man als Familie das ganze Jahr hindurch irgendwie in den Zirkus involviert sei. Als Familie ein gemeinsames Hobby leben und pflegen zu können, sei aber für ihn eine grosse Freude und Bereicherung, hielt Silas Angehrn fest.
Ein mit- und füreinander
Vollberuflich sei er im Zirkus nicht engagiert, aber mit seinem Mitwirken könne er vieles vereinen. Als gelernter Zimmermann sei er mitverantwortlich für das Bühnenbild, aktiv dabei beim Aufbau vom Zelt bis zur Tribüne, Küche, Büffet, Raum für die Kinder und Lagerleitung. Seinen ersten Zirkus habe er sich ja im Garten schon längst eingerichtet, denn da stehe ein von ihm renovierter Zirkusbauwagen aus dem Fundus des Zirkus Arabas. Aber die
Silas Angehrn
Zirkusstadt Araabas aufzubauen und einzurichten, dafür brauche es alle. Man sei wohl nach dem Ausheben der Gräben wegen dem Unwetter todmüde gewesen, aber stolz, dass das Zelt stehe, so Silas Angehrn. «Die Kinder und Väter und Mütter erbringen eine grosse Leistung, damit der Zirkus entstehen und wirken kann», betonte Silas Angehrn. Erst dieses gemeinsam etwas erarbeiten und umsetzen mache das Ganze möglich und dies sei für ihn die Motivation sich voll einzugeben.
Zwischen müssen und wollen
Als Sozialpädagoge und Schulsozialarbeiter erlebt Silas Angehrn die Welt der Kinder in ihrem auferlegten Alltag und in einer von ihnen gewünschten Freizeitaktivität – in die Schule müssen die Kinder, in den Zirkus wollen sie. Natürlich bestünden Unterschiede zwischen Schule und Freizeit und für ihn sei es immer wieder wie ein bunter Blumenstrauss an Fragen und Problemen, der in seiner Arbeit auf ihn zukomme. Er wies aber darauf hin, dass die Schulsozialarbeit eine Beratungsstelle sei, wo die Kinder und Jugendlichen freiwillig hinkommen, wenn auch manchmal Hürden den Weg erschweren würden. Daher müsse man die Kinder da abholen, wo sie im Moment stünden und Vertrauen schaffen, betonte er. Es sei wichtig die Situation der Kinder lösungsorientiert zu klären und in ihrem Umfeld und ihrem System Lösungsansätze für die Probleme zu finden. In Bezug auf die Schule meinte er: «Ich mache mir keine Gedanken darüber, wie perfekt die Schule sein könnte, sondern will das Bestehende zugunsten der Kinder optimal mitgestalten.» So mache er auch keinen Vergleich zwischen der Schulsozialarbeit und dem Zirkus, denn das seien an beiden Orten die Voraussetzungen für Gemeinsames, wenn überhaupt, anders gelagert.
Den Zirkus erlebe er als Sozialpädagoge und Vater als eine Lebensschulung für die Kinder. Diese müssten lernen im Rampenlicht hinzustehen und ihre Nummer optimal zur Freude des Publikums zu präsentieren und die Fassung zu behalten, wenn ein Fehler passiere. Der Zirkus habe aber eine schöne Fehlerkultur, denn nach einem Fehler würden die Kinder einfach weitermachen und das Publikum applaudiere. «Sie bügeln den Fehler wieder aus, was ich im Schulbereich nicht so oft erlebe», meinte Silas Angehrn. Es sei aber für ihn grundsätzlich schwierig die Kinder im Schulbereich und im Zirkus zu vergleichen, aber er finde es beeindruckend wie die Kinder im Zirkus so eigenständig unterwegs seien. Auf den pädagogischen Hintergrund des Zirkus angesprochen, meinte Silas Angehrn: «Es hat einen grossen Wert, dass sie im Zirkus den Weg zum Zusammenhalt spüren und leben können.» Für die Kinder sei es neben der Schule ein umfangreiches Engagement, aber solange seine Töchter Amina und Daria es mit Freude tun, sollen sie nicht eingeschränkt, sondern unterstützt werden. Der Zirkus Arabas habe auch eine gewisse Einmaligkeit und das Ganze wäre nicht mehr das Gleiche, wenn man die Kinder einfach abgeben würde. Zum Abschluss meinte er aber auch, dass es sehr anspruchsvoll sei Kinder zu haben und zwischendurch sollte auch das Thema «auf mich schauen» seinen Platz haben.
Richard Wurz
28. August 2023
Bilder: Patrick Honegger
Der nächste Kafi-Tratsch im Foyer des Kellertheaters Bremgarten findet am Samstag, 23. September um 10 Uhr statt. Eintritt frei – HutKollekte. Reservationen an:
Der Cirque Jeunesse Arabas gastiert bis 10. September auf dem Areal der HEVO AG in Mellingen. Weitere Informationen unter www.arabas.ch