Beim ersten Kafi-Tratsch im Jahr 2019 im Café Spatz in Bremgarten konnte eine Altlast abgebaut werden. Denn als Überraschungsgast hatte Sängerin Stefanie Braun dieses Mal den Weg nach Bremgarten gefunden.
Eigentlich hatte das Team von freiamtplus die aus Bayern stammende Opernsängerin bereits für einen Kafi-Tratsch im Sommer letzten Jahres vorgesehen. Damals hatte aber Stefanie Braun, wie sie beim Tratsch offen zugab, das Datum mit einem falschen Tag verknüpft und so musste beim damaligen Kafi-Tratsch improvisiert werden. Jetzt hatte es aber die charmante Sängerin rechtzeitig nach Bremgarten geschafft und mit ihrer bayrischen Lebensfreude und ihrem überaus mitreissenden Wesen nahm sie alle Anwesenden am Kafi-Tratsch sofort ein. Stefanie Braun wusste viel zu erzählen aus ihrem Leben, das sinnigerweise in der Richard Wagner Strasse seinen Anfang nahm.
Den Grund dafür, dass sie ihre Berufung im klassischen Gesang gefunden hat, führt Stefanie Braun darauf zurück, dass ihre Eltern sie schon in jungen Jahren in das Marionettentheater an eine Kinderaufführung mitnahmen und in eine Carl Orff Musikgruppe schickten. Musik lag ihr von jung an im Blut und diesen Weg verfolgte sie konsequent und auch erfolgreich. Doch heute ist Stefanie Braun längst nicht einfach «nur» eine klassische Sängerin, sie ist noch viel mehr.
Stefanie Braun
Keine Spezialisierung auf eine Stärke
«Ich hatte schliesslich das Glück, dass ich mich nicht auf eine meiner Stärken spezialisieren musste und heute mit einigem Stolz sagen kann, dass ich die Summe meiner Teile bin», hielt die charmante Sängerin an diesem Morgen fest. Was sie damit meinte, führte sie auch sehr wortreich aus. Zum einen sei sie mit Leib und Seele Sängerin, dann habe sie ein besonderes Flair für die Schaffung von Programmen für Kinder. In dieser Tätigkeit ist sie auch am Opernhaus in Zürich angestellt. Gleichzeitig arbeitet sie aber auch im Künstlerhaus Boswil, wo sie Orchester- und Projektmanagerin des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau ist, Projektleitung des Ensemble Boswil inne hat und gleichzeitig auch hier Verantwortliche für die Kinderprogramme ist. In Boston, in Amerika schliesslich lehrt sie junge KünstlerInnen musikalisches Unternehmertum. Man merkte es an diesem Morgen deutlich, diese unternehmungslustige Frau strotzt vor Energie und liebt ihren Job aus vollem Herzen.
Eine Einführung ins Singen
Wie viel Energie in Stefanie Braun steckt, bekamen dann auch die Kafi-Tratsch-BesucherInnen an diesem Morgen am eigenen Leib zu spüren. Denn in einem zweiten Teil der überaus unterhaltsamen Gesprächsstunde liess die Sängerin die Gäste ebenfalls aktiv werden. Da wurde munter geturnt und die Stimme mit Übungen aufgewärmt. Gleichzeitig vermittelte die ausgebildete Sängerin damit auch einen Eindruck davon, wie anstrengend es ist, aufzutreten und mit wunderbarem Gesang auf der Bühne ein Publikum in seinen Bann zu ziehen. Es war ein wunderbares Erlebnis, das allen Beteiligten grossen Spass machte und mit dem Kanon «Froh zu sein bedarf es wenig» seinen Höhepunkt fand. Noch lange hätte man an diesem Morgen dieser spannenden Frau zuhören können. Vor allem auch wenn sie davon erzählte, dass Musik auch medizinisch eingesetzt werden kann, und beispielsweise den Einsatz von Medikamenten auf Intensivstationen senkt.
Oder davon, dass MusikerInnen durch die hohe Stimmung ihrer Instrumente ihre Körperzellen einer permanenten Stresssituation aussetzen und somit viele MusikerInnen unter stressbedingten Krankheiten leiden. Oder dass man inzwischen damit angefangen hat, einzusehen, dass nicht nur das Instrument klingt, sondern der ganze Körper beim Musik machen miteinbezogen werden muss und sich dabei nicht unbedingt verkrampfen sollte. Gleichzeitig durfte man aber auch erfahren, wie entspannend und wohltuend es ist, wenn man sich selbst des eigenen Körpers und vielleicht sogar der eigenen Stimme bewusst wird.
Bettina Leemann
20. Januar 2019
Bilder: Bettina Leemann
Der nächste Kafi-Tratsch von freiamtplus im Café Spatz in Bremgarten findet am Samstag, 23. Februar, um 10 Uhr statt.