Passend zur beginnenden Reisezeit gab es am Kafi-Tratsch in Bremgarten einen einmaligen Einblick in die anfallenden Unterhaltsarbeiten im Gotthard-Basistunnel.
Wie immer traf man sich am vergangenen letzten Samstag im Monat im Café Spatz zum obligaten Kafi-Tratsch von freiamtplus. Einmal mehr war es gelungen in der Person von Peter Müller aus Merenschwand einen Gast nach Bremgarten zu holen, der einen Einblick in sein nicht ganz konventionelles Wirken bot. Nicht nur, dass Peter Müller im kulturellen Bereich sehr aktiv ist, sei es als Präsident des Fördervereins des Künstlerhauses Boswil oder als Projektkoordinator von The Muri Comeptition, sondern an diesem Tratsch gab er einen Einblick in das Innenleben des Gotthard-Basistunnels.
Der Basistunnel braucht Unterhaltsarbeit
Die erste Frage sei gleich vorneweg mit einem Ja beantwortet. Auch wenn der Gotthard-Basistunnel noch neu ist, braucht er doch zwingend einen Unterhalt. Denn mit dem Bau des 55 Kilometer langen Tunnels ist es längst nicht getan. Im Tunnel fallen immer wieder Unterhaltsarbeiten an und die werden wöchentlich durchgeführt. Ursprünglich, so hielt Peter Müller fest, habe man für den Unterhalt des Tunnels Spezialfahrzeuge angefordert, welche den speziellen Anforderungen im Tunnel gewachsen sein sollten. Das Problem war allerdings, dass es solche Fahrzeuge bis dato noch nicht auf dem Markt gab. Folglich habe man das Projekt weltweit ausgeschrieben und eine Firma aus Amerika habe den Zuschlag bekommen, weil sie das überzeugendste Konzept bei den geringsten Kosten geliefert habe. «Wenn ein Projekt so weltweit ausgeschrieben wird, dann schreiben die Richtlinien vor, dass man das Günstigste wählen muss, sofern alle Anforderungen erfüllt sind», so Peter Müller zum Auswahlverfahren.
Leider entpuppte sich dieser Entscheid nicht als der Beste, denn die amerikanische Firma geriet schon bald in Verzug und konnte die geforderten Unterhaltsfahrzeuge nicht fristgerecht liefern. «Da hatten wir also einen Basistunnel, der fertiggestellt war, aber die Unterhaltsfahrzeuge waren noch längst nicht einsatzbereit. Gleichzeitig wollte man aber den neuen Tunnel natürlich in Betrieb nehmen», skizzierte Peter Müller das damalige Problem. Man musste also Loks und Waggons anmieten und umbauen, damit die anfallenden Arbeiten trotzdem bewältigt werden konnten.
Die Arbeit im Tunnel ist hart
Die Arbeitssituation im Tunnel ist hart, denn bei 45 Grad Celsius, wie sie im Tunnel herrschen, zu arbeiten ist nicht gerade ein Zuckerschlecken. Da braucht es einen Aufenthaltswagen, der klimatisiert ist, dass man sich dazwischen auch mal wieder abkühlen kann. Ausserdem herrscht im Tunnel so etwas wie ein Sandsturm. Die Luft ist voller Staub und es herrscht auch je nach Druckverhältnissen zwischen Nord und Süd mehr oder weniger Durchzug. Ausserdem hat man Wasser im Tunnel und folglich eine Kanalisation, die regelmässig gespült werden muss. Auch an der Elektronik oder an den Geleisen gibt es immer wieder Arbeiten die vorgenommen werden müssen. Inzwischen sind die ersten Spezialfahrzeuge für den Unterhalt eingetroffen. Diese müssen aber aufgrund der grossen Verspätung jetzt ohne Testeinsatz sofort in den scharfen Einsatz und auch das bringt ab und zu Probleme mit sich, weil noch nicht alles funktioniert wie es sollte und die Leute auch erst auf diesen hochkomplexen neuen Fahrzeugen ausgebildet werden müssen. Dass diese Fahrzeuge schliesslich zum Einsatz kommen, dafür hat Peter Müller noch bis Ende Jahr die Verantwortung. Bis dann sollte das Projekt abgeschlossen sein.
Eine grosse Herausforderung die es da zu bewältigen gilt und die auch einen Einblick in das komplexe Gebilde der SBB bot. Abschliessend zum Tratsch gab Peter Müller zu bedenken, dass die Schweiz weltweit das dichtest befahrene Schienennetz hat und dass diese hohe Frequenz auf den Schienen auch ihr Geld koste. «Wenn in diesem dichten Fahrplan etwas Durcheinander gerät, dann hat das massive Konsequenzen, welche bei den Passagieren nicht gut ankommen», hielt er fest. Aber die Annehmlichkeiten müssen irgendwie auch bezahlt werden und dazu ist man oft nicht bereit. In diesem Bereich müsse nach seiner Meinung in den nächsten Jahren ein Umdenken stattfinden.
Bettina Leemann
27. Mai 2018
Bilder: Bettina Leemann