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Peter Fischer gibt einen Einblick in die Arbeit des Kurators.
Kafi-Tratsch

Einblick in die Arbeit eines Kurators

Peter Fischer ist Kurator und Kunstvermittler. Im Kafi-Tratsch am letzten Samstag im Monat September stellte sich der Verantwortliche für die aktuell in Muri laufende Wechselausstellung «Reading Caspar Wolf» und das «Freiämter Kunsthappening» den kritischen Fragen und versuchte einen Einblick in seine Arbeit zu geben.
Datum: 26. September 2021

Es war ein philosophischer Kafi-Tratsch, den das Team von freiamtplus seinen Gästen dieses Mal vorsetzte. Dabei ging es unter anderem um grundsätzliche Fragen wie was denn eigentlich Kunst sei und was Kunst könne. Es ging aber auch darum, wer denn eigentlich entscheide, welche Kunst top und welche flop sei. Anspruchsvolle Fragen, auf die sich der Kurator und Kunstvermittler Peter Fischer nach einem Steileinstieg in den Samstagmorgen gerne einliess und versuchte es in anschaulichen Beispielen zu erklären.

Die ewige Auseinandersetzung mit der Kunst
Er legte unter anderem dar, dass Kunst immer eine Auseinandersetzung mit dem Da und dem Jetzt sei und es wichtig ist, dass Kunst das Publikum mit

«Ich bin kein Vertreter von elitärer, hierarchischer Kunst.»

Peter Fischer

Fragen konfrontiere. Dabei gehe es nicht darum, richtige oder falsche Antworten zu finden, sondern sich der Vielstimmigkeit zu stellen. «Kunst kann und soll Widersprüche aushalten. Kunst kann vielfältig sein und das ist mehrdeutig.» Diese Mehrdeutigkeit sei in sich schon wertvoll. Auf die Frage, worin er denn die Aufgabe eines Kurators sehe, ob er denn entscheide, welche Kunst denn gefragt sei, meinte Peter Fischer etwas lakonisch, dass er kein Galerist sei, sondern Kunst meist in Ausstellungen von kulturellen Institutionen einem Publikum zugänglich mache. Dabei sei es ihm besonders wichtig, die Ausstellung nicht so zu konzeptionieren, dass die Ausstellung an sich als Kunstwerk wahrgenommen werde, sondern das Publikum auf die Werke der Künstler*innen aufmerksam zu machen, mit ihnen in einen Dialog zu treten.

Ein Vermittler zwischen Publikum und Kunstschaffenden
«Kunstvermittlung ist die Herausforderung mit dem Publikum. Dabei geht es nicht darum, dass dieses den Künstler*in versteht, sondern sich aktiv mit dem Gezeigten auseinandersetzt und sich nicht nur die Frage stellt, ob die Kunst gefällt oder nicht, sondern noch einen Schritt weitergeht und überlegt, warum sich denn bei ihm oder ihr ein negatives oder positives Gefühl einstellt.» Dies sei zugegeben keine einfache Aufgabe, wenn man alleine eine Ausstellung besuche. Das sei einfacher, wenn man mindestens in einer Zweiergruppe sei. Aber man könne sich diesen kritischen Fragen durchaus auch beim Einzelbesuch einer Ausstellung stellen und in einen inneren Dialog treten. Peter Fischer machte den Anwesenden des Tratsch Mut, sich diesen Auseinandersetzungen zu stellen, sich auf das Gezeigte einzulassen.

Kunst und der Kunstmarkt
Zum Schluss des Tratsch kam man dann noch darauf zu sprechen, wer denn schliesslich bestimmt, dass ein Künstler oder eine Künstlerin plötzlich sehr gefragt sei und ihre Werke von Sammlerninnen aufgekauft werden. Mit einem Lächeln meinte Peter Fischer, dass dies sehr komplexe Mechanismen seien, die man auch aus der Privatwirtschaft oder aus dem Finanzsektor kenne. «Im Endeffekt ist es die Frage nach Angebot und Nachfrage», meinte er lapidar. Er räumte aber auch ein, dass Galeristinnen und Museen und somit auch Kurator*innen durchaus einen Einfluss darauf hätten. Je mehr Plattform einem Kunstschaffenden geboten wird, desto eher erregt er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und dann können die Preise der Werke plötzlich rasch steigen.

Die Kunst der Zukunft
Der Abschluss des Tratsch bildete an diesem Morgen allerdings die Frage, wohin die Kunst wohl in Zukunft gehen werde. Peter Fischer meinte dazu, dass er kein Hellseher sei, sich aber durchaus vorstellen könne, dass sich die Kunst in zwei Richtungen entwickeln werde. Die eine sei eine zunehmende Digitalisierung, dass Kunst immer und überall in digitaler Form verfügbar sei und diesen Raum auch nutze und kreativ umsetze. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass der zweite Weg nach seiner Meinung nach immer noch darin bestehe, dass Kunst ein Handwerk sei, etwas das in der Realität bestehe und damit auf eine Originalität bauen könne. Genau diese Realität und Originalität mache Kunst so einzigartig. So wird es wohl auch weiterhin eine der Hauptaufgaben der Künstlern*innen sein, den Dialog mit Publikum zu suchen und anzukurbeln.

Bettina Leemann
26. September 2021
Bilder: Bettina Leemann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 30. Oktober um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch

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