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Das Café-Spatz in Bremgarten platzte beinahe aus allen Nähten beim kürzlich stattgefundenen Kafi-Tratsch. Dabei gab es einen Einblick in seltsam anmutende Osterbräuche aus Tschechien.

Die Ostertage und der Frühling stehen vor der Tür und so hatten sich auch Richard Wurz und Bettina Leemann von freiamtplus und Barbara Kammermann vom Café Spatz einen ganz besonderen Gast für diesen Kafi-Tratsch eine Woche vor Ostern einfallen lassen. Gross war das sinnieren darüber, wer denn dieses Mal kommen würde und die bunte Gästeschar war sehr gespannt. Gross war denn auch die Überraschung als Ondrej Vystrcil, der Meisterflorist aus Bremgarten, den reservierten Platz einnahm. Ondrej Vystrcil sollte aber in der Kafi-Tratsch-Stunde nicht in erster Linie von Blumen sprechen, sondern über seine Heimat Tschechien und wie dort die Ostertage begangen werden, denn das ist es um einiges anders, als wir es uns in der Schweiz gewöhnt sind. Vor allem wird da noch ein ganz eigentümlicher Brauch hochgehalten, der beim ersten Hören etwas barbarisch und nicht gerade frauenfreundlich wirkt.

Vom Recht, Frauen zu schlagen
Mit grossem Vergnügen berichtete denn auch Ondrej Vystrcil vom Brauch, dass Frauen am Morgen des Ostermontags von den Männern mit Weidenruten geschlagen werden dürfen. Dies ist ein Brauch, der uralt ist und weit in die Geschichte zurückgeht. «In Tschechien sind wir, was Ostern anbelangt sehr konservativ», hielt Ondrej Vystrcil fest. Dabei geht es nicht unbedingt um christlich religiöse Bräuche, sondern vielmehr darum, den Frühling und das Erwachen der Natur zu feiern. So ist denn auch die Sache mit den Ruten zu verstehen. Dabei werden mindestens acht frische und biegsame Weidenruten kunstvoll miteinander verflochten. Mit diesen Ruten dürfen dann die Männer am Ostermontagmorgen alle weiblichen Mitglieder aus der Verwandtschaft und Bekanntschaft schlagen, während sie dazu Reime aufsagen. Der Legende nach, geht die Kraft und die Jugend der Weidenruten auf die Frauen über und bringt ihnen Gesundheit, Fruchtbarkeit und Jugend. Die Frauen bedanken sich gar für die Schläge, indem sie den Männern zum einen ein Band um die Rute binden und ihnen zum anderen ein kunstvoll verziertes Ei oder ein Glas Schnaps schenken. «Je mehr Bänder man gesammelt hat, umso besser», war die logische Schlussfolgerung von Ondrej Vystrcil, der diesem Brauch auch heute noch viel abgewinnen kann. Er betonte allerdings, dass in den grossen Städten wie Prag der Brauch längst nicht mehr so gepflegt werde. Aber auf dem Lande sei es schon noch üblich. «Die Ruten werden dann nach dem Ostermontag in den Garten gepflanzt und so wächst eine neue Weide mit einem wunderbaren Stamm», liess er die Gäste weiter wissen. Auch einen kleinen Einblick in die kunstvolle Gestaltung von Ostereiern mit Wachs oder durch das Aufkleben von Strohornamenten gab Ondrej Vystrcil.

Die Liebe zu Prag
Einblick gab er an diesem Morgen aber auch in seine leidenschaftliche Liebe zu Tschechiens Hauptstadt Prag. Immer wenn er in Tschechien sei, dann schaue er darauf, dass er Prag besuchen könne. Er gab allerdings auch zu bedenken, dass sich Prag in den letzten Jahren stark verändert habe und für die Tschechen selbst immer teurer werde. Wohnraum sei heutzutage in Prag kaum mehr zu bezahlen. So gehen teilweise ganze Strassenzüge in die Hand von russischen oder italienischen Besitzer über, die dann die Wohnungen und Häuser zu horrenden Mitpreisen an Touristen vermieten würden. Dass das Leben in Tschechien sich nicht nur in den Osterbräuchen deutlich von demjenigen in der Schweiz unterscheidet, davon bekamen die ZuhörerInnen an diesem Morgen einen kleinen Eindruck. Ondrej Vystrcil betonte allerdings, dass er es sehr liebe in der Schweiz zu wohnen und zu arbeiten und er sich nicht vorstellen könne, in Prag ein Geschäft zu eröffnen. Dies vor allem auch aus dem Grund, weil in Tschechien so ein ganz anderes Verständnis über den Umgang mit Blumen herrscht, als dies in der Schweiz der Fall ist. Hier könne er, so ist Ondrej Vystrcil der festen Überzeugung, seiner Kreativität viel besser ausleben.

Bettina Leemann
25. März 2018
Bilder: Bettina Leemann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 28. April, um 10 Uhr im Café-Spatz statt.

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