Es braucht Raum, um einfach sich zu sein
Die Jugendarbeit gibt es in den verschiedensten Formen schon seit Jahrzehnten und leistet einen wichtigen und wertvollen Beitrag in der Entwicklung der jungen Menschen im jeweils aktuellen Rahmen der Gesellschaft. Für Lukas Vogt war es eigentlich seit seiner Jugendzeit gegeben, dass er in die professionelle Jugendarbeit einsteigen wird. Man habe sich, als der Berimärt auf dem Mutschellen eröffnet wurde, dort nach der Schule getroffen, erinnerte er sich. Allerdings hatten die Verantwortlichen des Berimärts keine Freude an der Ansammlung von Jugendlichen, so Lukas Vogt. Worauf sich der Gemeinderat damals entschlossen habe, einen Jugendtreff zu eröffnen. «Es gab einen Jugendarbeiter, wir konnten einfach hingehen und da bin ich mit diesem Beruf in Verbindung gekommen und konnte es mir vorstellen, das auch zu machen.» So habe er nach der Lehre als Elektroniker sich entschieden ein Praktikum in der offenen Jugendarbeit zu machen, erklärte Lukas Vogt, und seit dieser Zeit sei er in diesem Berufsfeld tätig. Angesprochen darauf, was sich in den vergangenen 30 Jahren verändert habe, seit er in die offene Jugendarbeit eingestiegen sei, meinte Lukas Vogt: «Die Gesellschaft hat sich sicher verändert und die Jugendarbeit nimmt diese Veränderungen mit, aber die Bedürfnisse der Jugendlichen nicht.»
Man kommt oder geht einfach wieder
Was sich sicher verändert habe, sei die Tatsache, dass es immer weniger freien Raum in der Öffentlichkeit für die Jugendlichen habe, betonte Lukas Vogt. Die Jugendlichen brauchen aber ihre Räume, die sie mitgestalten und wo sie mitbestimmen können. Der Sinn der Jugendarbeit sei es den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben sich zu entfalten, eigene Projekte umsetzen zu können. Dazu brauche es Jugendtreff mit Angeboten, aber auch die Möglichkeit sich einfach treffen und miteinander reden zu können über den Alltag, Beziehungen, Freundschaften, das Erwachsen werden, die erste Liebe und die Ablösung vom Elternhaus in einem strukturierten Rahmen, hielt Lukas Vogt klar fest. Das Jugendhaus sei nicht einfach nur Treff, sondern ein Ort, wo sich die Jugendlichen mit Unterstützung ihre verschiedensten Situationen verstehen lernen und ihren Weg finden können. Dazu brauche es aber Raum, um einfach zu sein und nicht immer unter einem Druck zu stehen und Leistung erbringen zu müssen. «Unsere Arbeit ist Beziehungsarbeit und wir wollen den Zugang für die Jugendlichen sehr niederschwellig halten.» Dazu gehöre auch der Grundsatz der zweiten, dritten und vierten Chance. Sie dürfen auf den Putz hauen und experimentieren und scheitern, denn sie sollen auch lernen mit Konflikten umzugehen, Regeln sehen und Grenzen akzeptieren lernen. Daher sei es auch von Bedeutung, dass die Jugendarbeiter darauf Wert legen, dass die Jugendlichen mitwirken und mitbeteiligt sind.
Der Hintergrund muss stimmen
Die Jugendarbeit sei in den vergangenen Jahrzehnten sicher unter Einbezug der Erfahrungen und neuem Wissen professioneller geworden, aber die Arbeit in sich habe sich nicht verändert. Einen Teil der offenen Jugendarbeit liege in der Verantwortung des VJF. So übergeben die Gemeinden dem VJF mit einem Leistungsvertrag die Aufgabe in ihren Gemeinden die offene Jugendarbeit zu gestalten und zu verantworten. Dabei könne sich der VJF in seiner Arbeit auf ein professionelles Team abstützen. Es sei aber nicht ihr Auftrag die Jugend in einem positiven Licht zu positionieren, sondern ihnen Raum zu geben und Wertschätzung entgegen zu bringen. Zum Abschluss meinte Lukas Vogt: «Wir müssen den Jugendlichen vor allem vertrauen. Die jungen Menschen können es auch selber, ohne dass wir viel dazu sagen – lieber weniger sagen und mehr machen lassen.»
Richard Wurz
2. Mai 2023
Bilder: Patrick Honegger
Der nächste Kafi-Tratsch im Foyer des Kellertheaters Bremgarten findet am Samstag, 27. Mai um 10 Uhr statt. Eintritt frei – HutKollekte. Reservationen an: