Nicht ein Mann einfach mit Hut war Gast im Kafi-Tratsch im Foyer des Kellertheaters Bremgarten, sondern der Hutmacher Julian Huber aus Hägglingen persönlich.
Man kennt sich wohl schon seit vielen Jahren, der Hutmacher Julian Huber und der huttragende Schreiberling, aber gefühlt hat es eine Ewigkeit gedauert, bis auch Julian Huber Zeit und Musse für den Weg ins Städtchen Bremgarten fand. Es sei gleich vorab angemerkt, dass er mit einem speziell eleganten Hut im Foyer eintraf – so ganz nach dem Grundsatz «wer Stil hat, trägt einen Hut». Es ist bekannt, dass Julian Huber mit Erfolg und viel Kreativität Geschäftsführer der Hutwerkstatt Risa in Hägglingen ist, vor allem aber ein von Visionen getragener Hutmacher. Seine Kollektionen machen einem klar, dass frau oder mann eigentlich erst mit einem Hut richtig eingekleidet ist. Und man könnte hier noch einfügen, dass gerade in dieser Zeitepoche das einander begrüssen mit einem Hut – hat man denn einen – höflicher ausfällt, als mit Ellenbogen oder Faust.
Warum nicht Hutmacher
In einem ersten Anflug der Berufswahl wollte er Schreiner werden, erzählte Julian Huber, aber letztlich habe ihm Werkzeugmacher mehr zugesagt. «Die Arbeit gefiel mir und ich konnte stets an der Wärme arbeiten», fügte er mit einem Lächeln an. Es blieb aber nicht dabei, denn Julian Huber wollte Neues entdecken und setzte sich nach Australien ab. Zurück in Hägglingen war er ohne Job, doch es bestand ja die Firma M. Geissmann & Co. AG als (Hüte und Dörrobst), die sein Onkel Joseph Sax und Martin Richner 1942 kauften. Und er habe die Gelegenheit ergriffen, stieg in die Arbeit als Hutmacher ein und konnte 2010 gemeinsam mit seiner Mutter Gabriela Huber-Sachs den operativen Teil der M. Geissmann & Co. AG übernehmen. «Das war der Start zur heutigen RISA Hutwerkstatt AG», hielt Julian Huber fest. Er betonte aber, dass er schon «auf den Hut» gekommen war und die Begeisterung für die traditionellen Maschinen seinen Anfang genommen hat, als er sich zum Abschluss seiner Lehre mit der Biografie seines Grossvaters beschäftigte, sein grosses Vorbild.
Der Tradition verpflichtet
Die Hutindustrie unterliege natürlich einem stetigen Wandel, betonte Julian Huber, aber dieser beziehe sich auf die Gestaltung der Hüte. Das Faszinierende an seiner Arbeit sei die Möglichkeit immer wieder Neues auszuprobieren in Bezug auf Beschaffenheit, Form und Material. Das Handwerk mit diesen jahrzehntealten Maschinen zu betreiben bedingt noch echtes handwerkliches Können und Fingerspitzengefühl, aber «das ist die grosse Freude an meinem Beruf». Er brachte es so auf den Punkt: «Ich will das traditionelle Handwerk pflegen und erhalten, denn nur so können wir Ideen entwickeln, auf die Formen eingehen und unsere eigene Kollektion gestalten.»
Locker wies er darauf hin, dass eine neue Kollektion ein Jahr bevor sie auf den Markt kommt entwickelt werden muss. Der Prozess sei immer einzigartig, denn die Visionen werden umgesetzt, im Team besprochen und so, und nur so, könne etwas Neues entstehen. Man müsse berücksichtigen, dass man in Basel auf Qualität und klassische Hüte Wert lege, während in Zürich die «Bohémien» eher etwas saloppe Hüte mögen, die allerdings oft Unikate seien.
Man kommt aber manchmal auch an den Anschlag, so Julian Huber. Ein Beispiel sei der Freiämter Strohhut, wollte man doch für das ganze Freiamt die Strohindustrie in Form der Strohhüte weiter erhalten, nur fehlten plötzlich die Namen. «Diese Kollektion ist eine Identifikation mit der Region, aber eine statische Produktion ohne Veränderungen.» Was, wie heraus zu hören, nicht ganz sein Stil ist.
Hartes Handwerk, das Freude macht
Wenn man Julian Huber so im Kafi-Tratsch erlebt, bekommt man das Gefühl, dass ihm alles so leicht fällt und er das Ganze mit Gelassenheit anpacke. Das liess er nicht gelten: «Ich war und bin überzeugt, dass es immer vorwärts geht, aber ich musste lernen mit meinem Personal korrekt umzugehen und vor allem immer den richtigen Ton mit der Kundschaft zu finden.» Und man habe einige Hüte entworfen und fertig gestellt, die in der Liquidationsabteilung gelandet seien. Auch sei jetzt nicht gerade die optimale Zeit für die Hutwerkstatt. «Wir mussten Vieles umorganisieren und teilweise neu ausrichten.» Er fügte aber gleich an, dass jetzt auch Zeit sei sich Gedanken über die Zukunft zu machen und bei einer Sache sei er sich sicher: «Hüte braucht es immer.»
Richard Wurz
10. Dezember 2020
Bilder: Bettina Leemann