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Wie man für grosse kulturelle Projekte erfolgreich Geld sammelt und wie man Geld für einen sinnvollen Zweck einsetzt, das konnte man am letzten Kafi-Tratsch im Jahr 2019 in Bremgarten im Café Spatz, organisiert von freiamtplus, erfahren.

Hans-Matthias Käppeli ist zum aktuellen Zeitpunkt der Stiftungspräsident der Koch-Berner-Stiftung, die ihren Sitz in Villmergen hat. Gleichzeitig engagiert er sich am Künstlerhaus Boswil seit einiger Zeit intensiv um die Generierung der Gelder, welche für den Umbau des Sigristenhauses notwendig sind. Das sind sehr anspruchsvolle Aufgaben, denn Geld für ein Engagement in der Kultur liegt im Normalfall nicht auf der Strasse. Dies obwohl Hans-Matthias Käppeli am Tratsch auch sehr offen in die Karten der Stiftung blicken liess. Er machte den Anwesenden klar, dass bei Privatleuten, aber auch in diversen Stiftungen sehr wohl Geld für gute Zwecke vorhanden sei, sich die Verteilung des Geldes heute aber durchaus komplex gestalte. «Wenn ich der Vertreter einer Stiftung bin, dann kann ich nicht einfach Gelder sprechen, nur weil ich den Antragssteller nett finde oder dieser blaue Augen hat», meinte er etwas lakonisch. Er legte den Anwesenden dar, dass wenn man Geld für die Kultur haben wolle, man seine Idee in der heutigen Zeit gut verkaufen müsse. Schlagworte wie Konzept, Strukturen und Nachhaltigkeit und Herzblut seien dabei nicht von der Hand zu weisen und müssten zwingend vorliegen.

Auf die Frage, ob man denn eigentlich nicht davon ausgehen müsste, dass der Staat grössere Beiträge an die Kultur zahlen würde meinte Hans Matthias Käppeli, dass er nicht unbedingt dieser Meinung sei. Als Staat gehe es vielmehr darum möglichst aus einem Franken, mehr als einen Franken zu machen. Dies würde man erreichen, indem man zwar Beiträge sprechen würde, gleichzeitig aber von den VeranstalterInnen verlangen würde, dass sie eine Gruppe von Menschen um sich scharen würden, die das Projekt ebenfalls grossartig finden, sich mit ihm identifizieren würden und es damit auch geldmässig grosszügig unterstützen würden. Ein hoher Anspruch und engagierte ehemalige Banker räumte auch ein, dass dies gerade für kulturelle Anlässe nicht immer ganz einfach sei. «Für ein Engagement im Bereich Sport, sprich Fussball finde ich viel schneller begeisterte Menschen, als beispielsweise für ein Sinfonieorchester», räumte er ein. Trotzdem scheint Hans-Matthias Käppeli ein grosser Optimist zu sein.

Vom Banker zum Geldsammler
Aufgewachsen ist Hans-Matthias Käppeli, das erfuhr man an diesem Tratsch ebenfalls in einer klassischen Bankerfamilie. Bereits sein Vater und Grossvater waren Filialleiter der Spar- und Leitkasse Oberfreiamt in Muri. «Weil es damals noch keine Alarmanlagen gab, wuchs ich also in der Wohnung über der Filiale auf», meinte er schmunzelnd. Er räumte aber auch gleich ein, dass er mit der Bank nicht viel zu tun hatte. Den Arbeitsplatz seines Vaters kannte er eigentlich nicht. Und ursprünglich wollte er auch nicht in die Bankenwelt einsteigen und damit sein Geld verdienen. «Ich hätte lieber Maschinenbau studiert, aber leider war ich etwas faul», räumte er ein. So verschlug es ihn schliesslich doch nach St. Gallen und später übernahm er in Muri als Filialleiter die Spar- und Leitkasse Oberfreiamt. Später wechselte er an die Neue Aargauer Bank. Heute engagiert er sich etwas salopp gesagt auf der anderen Seite des Geldes. Nicht dort wo es gehortet wird, sondern dort, wo man Leute dazu bewegen möchte ihr Geld für die Öffentlichkeit zu investieren.

Bettina Leemann
3. Dezember 2019
Bilder: Bettina Leemann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 25. Januar 2020 statt.