In seine Aktivitäten will er die ganze Stadt Bremgarten miteinbeziehen. Am Kafi-Tratsch gab Juri Tirez einen Einblick in die Sonnen- und Schattenseiten seines Tuns.
Für einmal war Juri Tirez nicht der Gastgeber, sondern Gast am Kafi-Tratsch im Foyer des Kellertheaters Bremgarten und stand so im Mittelpunkt des Geschehens. Er übernahm die ihm zugeteilte Rolle mit einer ein bisschen nervösen Gelassenheit an und gab einen Einblick in sein Tun und Lassen. Auf dem Weg nach Bremgarten bis zur heutigen Situation habe es viele Kurven gegeben und Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden, meinte Juri Tirez. Als Gastronom, «Stiefelchnächt» und «Gnusswerk», und Organisator von kulturellen Veranstaltungen fühle er sich aber wohl, wenn auch zurzeit etwas müde. Es seien aber rund drei Wochen als Erholungspause eingeplant – «wenn es dann klappt», so Juri Tirez.
Snowboarden – Surfen – Gastgeber
Seine Liebe zur Natur und zum Snowboarden habe dazu geführt, dass er nach der Lehre als Landschaftsgärtner in Saas-Fee die Lehre als Sportartikelverkäufer absolvierte und dies in einem Sportladen mit einer Glaswand, hinter der sich eine Bar befand. So sei er auch in die Gastronomie gerutscht, erklärte Juri Tirez. Die Liebe sei auch der Grund gewesen, warum er in Bremgarten sesshaft wurde. Anstatt mit dem Brett auf den Schnee, mit einem solchen auf das Wasser und es entstand in der Unterstadt der Surfladen, das Wasser mit seinen Wellen lag ja vor der Haustür, meinte er. Als dann nur noch die Bretter über Wasser gehalten werden konnten und nicht die Läden, habe er seine Kontakte genutzt und sei in die Gastronomie eingestiegen. Es sei eine herausfordernde Zeit gewesen, denn aufgrund eines Pächterwechsels habe er die Stiefelchnächt-Bar in der «Sonne» mit zwei Konzerten im Monat aufgeben und an die Sternengasse umziehen müssen. Dafür sei der Wasserschaden der Auslöser für den beliebten «Bauwagen» (Mai bis September) beim Casino gewesen. Als bis jetzt die «letzte» gastronomische Aktivität sei dann das «Gnusswerk» dazugekommen.
Es sei ihm aber immer sehr wichtig, dass er auch das kulturelle Leben miteinbeziehen könne, betonte Juri Tirez. So seien unter anderem fünfzehn erfolgreiche Musikfestival in der Gasse entstanden. Erfolg heisse aber, nicht ein finanzieller Gewinn, sondern, dass man gemeinsam mit 120 Helfer:innen – ohne Entschädigung – und einzelnen Sponsoren eine Nullnummer schreiben und hunderten von Menschen eine Freude bereiten konnte. Nachgefragt woher denn sein Feeling für die Musik käme und die Motivation für seine Aktivitäten, meinte Juri Tirez mit einem Lächeln: «Ich spielte als Gitarrist in einer Band, natürlich im Keller, und ich mache es nicht wegen dem Geld, sondern eigentlich für mich selber.» Diesen Sommer werde es im «Bauwagen» auch Kultur geben, hielt er fest. Insgesamt spüre man, dass es wieder beginnt zu laufen, aber er müsse auch akzeptieren, dass er vom Einsatz des Personals abhängig sei und das sei er nicht gerne.
Juri Tirez
Eine Zwangspause
Einfach eine Ruhepause einschalten, liege ihm nicht so, denn es stehe in seinem Kopf nie still. «Ich kann nicht abschalten und bin immer am Studieren, was ich noch machen kann.» Allerdings habe eine Hirnblutung vor eineinhalb Jahren seine Aktivitäten unmittelbar gestoppt und man wusste nicht, ob Juri Tirez je wieder zurückkommen wird oder nicht. Die ganze Situation sei wie ein Filmriss, denn er wisse vieles nicht, betonte aber: «Als ich wieder aufgewacht bin, war ich froh überhaupt wieder da zu sein.» Das sei für ihn aber kein Grund gewesen aufzugeben, denn das könne er nicht. Er wolle weiterhin nach Lösungen für die Umsetzung von Ideen finden. Natürlich müsse auch er Niederlagen einkalkulieren und akzeptieren, aber dies sei doch kein Grund aufzuhören. Es habe hier viele gute Menschen, um gemeinsam etwas zu initiieren und alle in Zufriedenheit nach Hause gehen können.
Die Kleinigkeiten fehlen
Auf die Situation in der Stadt angesprochen, meinte Juri Tirez, dass es nicht einfach sei und man lege einem gerne Steine in den Weg. Für ihn beruhe das vielfach auf einer Art Eigenbrödlerei, anstatt man in Gruppen den Kleinigkeiten nachzugehen und umzusetzen. Es brauche nicht den grossen Wurf, aber mehr Vielfalt in der Stadt in Bezug auf die Läden, Dienstleistungsangebote, Gastronomie und Kultur. Für ihn werde die Stadt verwaltet, aber nicht gelebt. Dass dem nicht so ist, brauche es eine IG Bremgarten, in der sich Menschen aus den Behörden, Politik, Eigentümer, Geschäftsleute, Kultur und aktive Leute aus dem Alltag, die gemeinsam unter Beachtung der Kleinigkeiten eine Vielfalt erarbeiten. «Eine IG Bremgarten, die sich um das Leben im Städtli kümmert.» Er erinnerte an die Corona-Zeit, während der viele einfach probierten zu überleben, dabei das Ersparte verloren und Beziehungen kaputt gingen, die Behörden wohl finanzielle Wege aufzeigten, aber niemand stellte die einfache Frage: «Wie geht es Dir?» Diesen Gedanken hätte für ihn eine andere Bedeutung erhalten, meinte Juri Tirez, aber es sei wohl nur eine Kleinigkeit gewesen, aber mit Gewicht.
Richard Wurz
27. Februar 2023
Bilder: Richard Wurz