«Glas ist nicht gleich Glas»
Das Handwerk des Glasers, sprich derjenigen Person, welche das Fensterglas einsetzt ist uralt und war allerdings nicht Bestandteil des Historischen Handwerks in Bremgarten am vergangenen Wochenende. Dort ging es vielmehr um die kunstvolle Verarbeitung von Glas. Glas als Werkstoff und vor allem auch als Baustoff ist aber ein fester Bestandteil unseres Alltagslebens, und genau diesen Punkt wollte man dieses Mal im Kafi-Tratsch genauer beleuchten. Beat Giovanni Ming aus Bremgarten war im Oktober der Überraschungsgast von freiamtplus für den Kafi-Tratsch im Café Spatz in Bremgarten. Im ersten Moment würde man den bekannten Schreiner wohl nicht direkt mit dem Beruf eines Glasers in Verbindung bringen, doch diesbezüglich wurden die Gäste an diesem Samstagmorgen aufgeklärt, dass es standardmässig zur Ausbildung eines Schreiners gehören würde, über das Einsetzen von Fensterglas Bescheid zu wissen. Natürlich werden heutzutage Fenster nicht mehr ganz so eingesetzt, wie das früher der Fall war. Gerade im Bereich der Isolation hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Nicht immer sind allerdings die Neuerungen nur von Vorteil, wusste Beat Giovanni Ming die Anwesenden aufzuklären. «Indem man damit angefangen hat, Dreifachverglasungen und so riesige Fenster zu machen, sind diese Fensterfronten enorm schwer geworden», gab er zu bedenken. Er legte deutlich dar, dass er nicht unbedingt zu den Befürwortern solcher Fensterfronten gehört, weil er sie eher unsinnig findet. Auf der anderen Seite gab er auch zu, dass es doch noch einige Häuser gebe, bei denen man ab und zu Fensterglas ersetzen müsse. «Als vor einigen Jahren ein Hagelsturm durch das Freiamt zog, mussten wir viele solche alten Fenstergläser ersetzen», plauderte er aus dem Nähkästchen. Das zu einer Zeit, als er sich bereits überlegte, ob er überhaupt noch Fensterglas haben sollte.
Glas ist sehr beständig
Auch einen kleinen Einblick in die Geschichte des Glases gab Beat Giovanni Ming an diesem Morgen. So erfuhr die interessierte Zuhörerschaft unter anderem, dass es Fensterglas in der Form wie wir es kennen, als durchsichtiges Glas, erst seit rund 200 Jahren gibt. Vorher gab es zwar Butzenscheiben, aber die gaben die Sicht nach Draussen nicht frei. Allerdings wussten schon die Römer, wie man durchsichtiges Glas herstellt, aber dieses Wissen ging dazwischen vergessen oder etwas verloren. Butzenscheiben, das erfuhr man an diesem Morgen auch, wurden übrigens auf Töpferscheiben gedreht. Im Gegensatz zu den ersten durchsichtigen Fenstergläsern, die dann gezogen wurden. Damals war die Grösse der Gläser, die man ziehen konnte ebenfalls vorgegeben, so dass man Sprossenfenster hatte. Heute erfüllen diese Sprossen nur noch einen Dekorationszweck. Das,s Glas nicht gleich Glas ist, das begriff man an diesem informativen Morgen sehr rasch. Da gibt es Glas das gegossen wird, Glas, das beschichtet wird und immer erfüllt das Glas dann einen anderen Zweck. Grundsätzlich ist allerdings festzuhalten, dass Glas sehr stabil ist und eigentlich nur zu Bruch geht, wenn punktuell starke Gewalt auf eine Scheibe ausgeübt wird. Mit einem Mythos räumte Beat Giovanni Ming an diesem Morgen allerdings auch auf: «Es ist unmöglich mit einem Glasschneider ein rundes Loch in ein Fenster zu schneiden, dieses herauszunehmen und dann das Fenster zu öffnen, wie es Einbrecher häufig im Film tun», betonte er. Dies sei wirklich ein Ammenmärchen, das sich hartnäckig halten würde. Gerade mit den aktuellen Doppel- und Dreifachverglasungen und den sogenannten Sicherheitsgläsern sei dies absolut ausgeschlossen. Da müsste schon mit massiver Gewalt auf die Scheibe eingewirkt werden, betonte der Fachmann. In diesem Sinne durften die BesucherInnen des Kafi-Tratsch eine überaus informative Stunde im Café Spatz verbringen.
Bettina Leemann
28. Oktober 2018
Bilder: Bettina Leemann
Der nächste Kafi-Tratsch findet am 24. November um 10 Uhr im Café Spatz statt.