
«Meine Gemeinde ist das Publikum»
Nach der Sommerpause im Juli wurde am letzten Samstag im Monat August im Café Spatz in Bremgarten wieder einmal nach Herzenslust getratscht. Der Überraschungsgast präsentierte sich einmal mehr als überaus vielseitige und vielschichtige Persönlichkeit, die ursprünglich aus dem Freiamt stammt und immer wieder gerne auch hierher zurückkehrt. Es war die Stimme von Paul Steinmann, welche die meisten der anwesenden Gäste häufig als erstes erkannten, denn irgendwie kam sie ihnen so seltsam bekannt vor. Kein Wunder, denn der aus Villmergen stammenden Paul Steinmann liest am Radio in regelmässigen Abständen aus seinen «Morgengschichte» vor. Schnell wurde einem aber an diesem Morgen klar, dass man den umtriebigen Mann, der inzwischen im zürcherischen Tösstal eine Bleibe gefunden hat, auch von der Theaterbühne im Kellertheater und von weiteren Theateraufführungen in der Region kennt. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn die Theaterwelt ist Paul Steinmanns Heimat. Hier fühlt er sich seit vielen Jahren wohl und mit seinen Theaterstücken bringt er die Leute als Regisseur und als Autor immer wieder zum Staunen und zum Lachen.
Eine Romanvorlage als Theater
Aktuell probe er gerade mit der Theatergesellschaft Villmergen am neuen Stück «Der Kammerdiener». Dies liess einige Gäste an diesem Morgen aufhorchen, denn vor einiger Zeit hatte bereits Lorenz Stäger, der Autor des Romans «Der Kammerdieners», über dieses Werk an derselben Stelle gesprochen. Nun erhielten die Gäste des Kafi-Tratsch also einen Einblick in die Umsetzung des Werkes in ein Theaterstück. «Es gibt Leute die sagen, dass man einen solchen Roman wie den Kammerdiener nicht in ein Theater umwandeln kann», hielt Paul Steinmann fest. Und mit einigem Stolz fügte er auch hinzu, dass alle Aufführungen bereits vor der Premiere ausverkauft wären. «In den dreissig Jahren in denen ich Theater mache, habe ich so etwas noch nie erlebt», räumte der Theatermacher ein und fügte auch gleich hinzu, dass ihn dies durchaus auch etwas nervös mache. Er vermute, dass viele Leute wissen wollten, wie man einen solchen Roman auf die Bühne bringen kann und gleichzeitig sei es auch die letzte Gelegenheit, ein Theaterstück im Rösslisaal in Villmergen geniessen zu können, denn am 1. Oktober würde der Bagger auffahren, um das Rössli definitiv nieder zu reissen.
Mit dem Theatervirus infisziert
Der Rösslisaal, müsse man wissen, führte er weiter aus, sei der Stammsaal der Theatergesellschaft Villmergen. Mit dieser Gesellschaft sei er in Villmergen gross geworden und daher habe er auch seinen Theatervirus. Trotz der Begeisterung für das Theater hatte Paul Steinmann aber in Luzern ursprünglich Theologie studiert. «Nach Luzern ging ich, weil es dort eine gute Theatergruppe gab und ich neben dem Studium Theater spielen konnte», meinte er schmunzelnd. Trotz allem hat aber Paul Steinmann sein Studium in der Theologie abgeschlossen und er liess im Gespräch am Tratsch durchblicken, dass er nach wie vor davon überzeugt ist, dass Theater und die Kirche und Liturgie gar nicht so wahnsinnig weit auseinanderliegen würden. «Meine Gemeinde ist das Publikum», hielt er überzeugend fest und führte weiter aus, dass er seinem Publikum in seinen Stücken durchaus etwas vermitteln wolle und dabei christliche Werte immer auch eine Rolle spielen würden. «Ich will in meinen Stücken, in meinen Geschichten eine Aussage machen», hielt Paul Steinmann fest und spannte dabei den Bogen zu den «Morgengschichten» im Radio, die immer nur 90 Sekunden dauern dürfen. Kürzestgeschichten, mit einer treffenden Aussage, die wie ein Gedankenanstoss für den Hörer und die Hörerin sind. Zum Abschluss des Tratsch gab es dann noch zwei solche Geschichten, die wie könnte es anders sein, in einem idyllischen Kaffee spielen. Die Gäste des Kafi-Tratsch waren begeistert und hatten einmal mehr einen Einblick in eine bekannte und doch unbekannte Persönlichkeit bekommen.
Bettina Leemann
26. August 2018
Bilder: Bettina Leemann
Der nächste Kafi-Tratsch findet am 29. September um 10 Uhr im Café Spatz in Bremgarten statt.