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Der Kafi-Tratsch im Oktober war einem Mann gewidmet, der praktisch ausschliesslich im Hintergrund dafür sorgt, dass die Menschen in der unmittelbaren Umgebung sich wohl fühlen. Walter Ruf aus Muri, war ursprünglich Landwirt, dann wechselte er etwas salopp ausgedrückt zum Hauswart und heute arbeitet er am Künstlerhaus Boswil, und ist dort sozusagen für «Haus und Hof» zuständig.

Walter Ruf ist im Freiamt auf einem Bauernhof aufgewachsen und hat hoch über Muri ursprünglich den elterlichen Hof übernommen. Doch nach zehn Jahren hatte das mit der Landwirtschaft für ihn so nicht mehr gepasst. Im Gespräch am Kafi-Tratsch führte er aus, dass für ihn die Rahmenbedingungen irgendwann nicht mehr gestimmt haben und er entschied sich, einen neuen Weg zu suchen. So widmete er sich in Zukunft nicht mehr dem Wohlergehen der Tiere auf dem Hof, sondern er wechselte ins Immobilienfach. «In Zukunft sorgte ich dafür, dass die Menschen sich in ihren ‹Höhlen› wohlfühlten und die Rahmenbedingungen für sie stimmten», meinte er mit einem Schmunzeln und führte dazu aus, dass dazu unter anderem gehörte, Heizungen zu liefern, Gerätschaften in den Wohnungen immer funktionstüchtig halten und die Umgebung pflegen. Bei diesen Ausführungen wurde schnell klar, dass es Walter Ruf in erster Linie wirklich darum ging, dass sich die Bewohner*innen in den Häusern, die in seine Zuständigkeit fielen, wohl fühlten. Er führte dazu aus, dass man als Hauswart auch mal ein offenes Ohr für die Anliegen, Sorgen und Ängste haben müsse. «Wenn man länger in diesem Bereich arbeitet, weiss man, wo gerade geheiratet wird, ein Enkel geboren wurde, aber auch, wo jemand krank ist oder im schlimmsten Fall verstorben ist.» Solche Dinge, so Walter Ruf, hätten damals zu seinem Alltag gehört und er habe dies sehr gerne gemacht. Man müsse sich aber auch immer abgrenzen können, und die Dinge nicht zu sehr an sich heranlassen, betonte er.

Arbeit und Muse finden sich
Inzwischen hat Walter Ruf sein Tätigkeitsfeld noch einmal gewechselt. Seit bald einem Jahr arbeitet er am Künstlerhaus Boswil als Hauswart. Er ist allerdings nicht nur für die Räumlichkeiten zuständig, sondern auch für die Pflege der Umgebung. Mit einem Lachen räumt er ein, dass die Arbeiten

«Boswil ist auch etwas meine Bühne, wo ich durch meine Leistung, Hof halte.»

Walter Ruf

durchaus sehr vielseitig seien und ein Arbeitstag durchaus mal sehr lange werden könne. «Dann werden die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit schon einmal fliessend», führte er aus. Er fügte aber gleich an, dass er bei einem Konzert quasi die Betreuung machen müsse, was für ihn aber auch ein Genuss sei, denn er bekomme gleichzeitig ein schönes Konzert zu hören. Eine Leidenschaft von Walter Ruf ist nämlich der Genuss von klassischer Musik, und die gibt es am Künstlerhaus Boswil praktisch in allen Facetten. Also ein idealer Arbeitsort? Man könnte es meinen, aber es steckt viel Arbeit und Herzblut dahinter, das spürte man beim Tratsch mehr als deutlich. Darauf angesprochen, ob denn die Künstlerinnen oder die Kühe anstrengender seien, meinte Walter Ruf, dass Künstler*innen gar nicht so schwierig seien, wie man vielleicht meinen könnte. «Meist ist es so, dass Künstler*innen mit einem bekannten Namen, sich im Alltag als einfache und unkomplizierte Menschen herausstellen, mit denen man einen angenehmen Umgang hat», erklärte Walter Ruf. Er räumte aber auch ein, dass es durchaus Ansprüche geben würde, die man versuchen müsse zu erfüllen. Ein nicht immer einfaches Unterfangen, meinte er. Walter Ruf hinterliess aber den Eindruck, dass er den idealen Arbeitsort gefunden hat. «Hier verbindet sich die Kunst, sprich das was seine Seele berührt und die harte Arbeit des Alltags ideal miteinander.

Bettina Leemann
31. Oktober 2021
Bilder: Bettina Leemann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 20. November um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch