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Für Kilian Sintic wird die Musik immer ihren Platz in seinem Alltag einnehmen.
Kafi-Tratsch

Musik ist eine zeitliche Kunst

Der 17-jährige Kilian Sintic schreibt Noten, die andere spielen müssen und erzählte im Kafi-Tratsch wie er damit umgeht.
Datum: 02. Mai 2022

Mit dem Komponieren habe er vor rund zwei Jahren begonnen, erklärte Kilian Sintic, davor sei es einfach ein Ausprobieren auf dem Klavier oder mit der Mundharmonika gewesen. Nun nehme er aber bereits zum zweiten Mal am «Young Composer Projects» des Künstlerhauses Boswil teil, das sich über ein halbes Jahr erstreckt. Das sei eine Herausforderung sich unter fachkundiger Leitung mit der Musik in all ihren Bereichen auseinanderzusetzen und bis September eine Komposition erarbeitet zu haben, die dann gespielt von einem Profi-Ensemble ihre Uraufführung erleben wird. Gleichzeitig komponiere er für die Weihnachtsfeier der Kanti Wettingen in der Klosterkirche und hat neben der Schule auch noch Zeit zum Rudern. Das gehe ganz gut, man müsse nur improvisieren, meinte er mit ein Lächeln – also dann schön der Reihe nach.

«Die Musik ist eine zeitliche Kunst, denn man weiss erst, wenn sie gespielt wird, ob es stimmt – nicht vorher und nicht nachher.»

Kilian Sintic

Lieber erfinden, als einüben
Was der Mensch geschaffen habe mit Tönen auszudrücken und was es so alles im Bereich der Musik gebe, das interessiere ihn. Er möchte einen Teil davon entdecken, den es noch gebe und hielt klar fest: «Es ist sicher noch nicht alles gespielt und erschaffen worden. Es gibt noch Neues, das möglich ist.» Natürlich spiele er gerne auf seinen Instrumenten, aber ihm liege mehr Sachen zu erfinden, als Gegebenes einzuüben. So schreibe er Noten, lasse sie zu Klangbildern werden und beim Betrachten des Notenblattes stelle er sich die Frage, ob die Klangfarben zusammen passen. «Man wagt sich auf etwas hinaus und weiss nicht, was herauskommt, denn das Schwierigste ist letztlich sich einfach nur vorzustellen zu können, wie das Ganze zusammen klingt.» Es sei immer ein grosse Herausforderung und ein Lernprozess zu erkennen, ob die Instrumente sich in der Komposition finden – aber man könne ja noch Korrekturen anbringen oder, wenn es nicht stimmt, die Komposition wegwerfen. Letztlich müsse für ihn das, was bei ihm «hineinkommt» und «hinausgeht» in einen Zusammenhang gebracht werden. Das sei natürlich auch eine Frage der Erfahrung – was das Komponieren aber angehe, sei er noch ein «Frischling».

Improvisation – Komposition
Es sei nicht einfach gegeben, dass aus jeder Improvisation eine Komposition entstehe, betonte Kilian Sintic, aber die Improvisation sei vielfach die Vorstufe zu einer Komposition. Er müsse vielfach zuerst eine Melodie improvisieren und ausprobieren wie sie tönt. «Finde ich das Ganze gut, dann schreibe ich es auf. Es ist wie ein Auswahlverfahren über das Schriftliche.» Am Liebsten schreibe er die Melodien immer noch von Hand, erklärte er sein Vorgehen, denn das sei direkter und lasse Randnotizen zu. Natürlich nutze er die technischen Mittel wie das Notationsprogramm auf dem Computer. Da könne er seine Komposition in Reinschrift festhalten und es stehe ihm eine Klangbibliothek zur Verfügung, um die einzelnen Instrumente abrufen zu können. Diese Musik sei aber nur eine Abfolge der Tonvorgaben und habe noch keine Expression in sich, also ändere sich die Musik klanglich, wenn sie von einem Musiker oder einer Musikerin gespielt werde.

«Die Musiker*innen werden nie obsolet sein.»

Kilian Sintic

Die Technik sei für ihn nur ein Mittel zum Zweck, damit das Gesamtkonzept in seiner Ausführung für die Hörerinnen stimme, so Kilian Sentic. «Die technische Perfektion ist dem Charakter der Musik untergeordnet, denn die Musikerinnen sind keine Roboter.» Er erinnerte daran, dass man mit der Technik wohl da und dort finanzielle Mittel einsparen könne, aber diese ersetze nie ein Orchester, das die Idee der Musik hinaus trage.

Den Aufbruch wahrnehmen
Angesprochen auf die vergangenen zwei Jahre im Zeichen der Pandemie meinte Kilian Sintic, dass es für ihn als Komponist eine Chance war, für die Musik als Ganzes aber sehr einschränkend, denn es habe die Inspiration, aus der Ideen und Leben entsteht, gefehlt. Das alleine für sich sein im Boot beim Rudern sei für ihn wichtig, aber der Sinn des Komponieren sei für ihn etwas zu erschaffen, das andere miterleben können. So komponiere er auch für die Weihnachtsfeier an der Kanti eine Weihnachtsgeschichte für einen Neuanfang. Er stelle sich das laufende Jahr als Aufbruch vor und wolle dies auch in seine Arbeit hineintragen. Nachgefragt, was den Aufbruch für ihn sei, meinte Kilian Sintic nachdenklich: «Ich kann es nicht genau definieren, aber es ist der Beginn einer Reise dahin, wo man noch nicht war. Musikalisch will ich darauf hindeuten, dass nach der Dunkelheit das Licht kommt, die Hoffnung da ist und der Aufbruch letztlich Zukunft ist.»

Zum Abschluss liess er sich noch dazu bewegen, auf dem nicht gestimmten Klavier den Gästen eine Kostprobe seiner Musikalität zu geben und überraschte mit einer wohltuenden Improvisation.

Richard Wurz
2. Mai 2022
Bilder: Patrick Honegger

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 21. Mai um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch

 

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