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Kulturelle Ereignisse haben so ihre Hintergründe ‒ am Jubiläums-Kafi-Tratsch in Bremgarten erfuhr man mehr darüber.

Inzwischen ist es längst bekannt, dass der Kafi-Tratsch im Café Spatz in Bremgarten immer eine Überraschung ist. Am letzten Samstag gab es dann eigentlich gleich drei davon. Da war einmal das 1-Jahr-Jubiläum vom Kafi-Tratsch, an dem die Gäste mit einem feinen Gebäck, verziert mit einer Kerze, überrascht wurden. Dann die unendliche Suche nach dem Überraschungsgast, der leider verhindert war, und das Café nie erreichen sollte. Und dann war da der «Dauergast» Bettina Leemann, die nach einigem Zögern in die Bresche sprang und einiges aus dem Nähkörbchen zu erzählen hatte. Die Gäste wurden einmal mehr überrascht, liessen sich aber mit grosser Freude von diesem spontanen Tratsch einvernehmen.

Tratschen kann eine Wohltat sein
Auf die Entstehung von Kafi-Tratsch zurückblickend, meinte Bettina Leemann, dass es im Mai vergangenen Jahres keine Schnaps- oder Bier-Idee war, sondern im wahrsten Sinn des Wortes eine Kafi-Idee, denn sie wurde bei einem Kaffee im Café Spatz geboren. Man wollte mit der Plattform freiamtplus mit der Bevölkerung nicht nur Online in Kontakt stehen, sondern die Gelegenheit für einen persönlichen Tratsch geben. Und da die BesucherInnen von freiamtplus.ch beim Besuch der Onlineplattform auch nicht wissen, was auf sie zukommt, müssen sie sich auch beim Kafi-Tratsch auf einen Überraschungsgast einlassen. Barbara Kammermann vom Café Spatz sei sofort einverstanden gewesen und so wurde am letzten Samstag im Juni 2017 gestartet. Schnell etablierte sich der letzte Samstag im Monat zu einer festen Institution, denn das Café war immer ausgebucht. Die Gäste freuten sich, dass ihnen ein unbekannter, manchmal aber auch bekannter Gast, Einblicke in sein Tun und Lassen gewährte, die man so nie bekommt und man damit die Gelegenheit hatte nach Herzenslust zu tratschen. Das eigentliche Hauptthema am Jubiläumstratsch war allerdings die «Odessa-Reise» von freiamtplus. Man war neugierig darüber das eine oder andere Detail zu erfahren.

Einer grossen Gastfreundschaft begegnet
Gemeinsam mit dem Oboisten Renato Bizzotto hatte freiamtplus kurzfristig eine Reise an das Classic Festival 2018 nach Odessa (Ukraine) organisiert. Insgesamt sei es ein interessantes und erlebnisreiches Unternehmen gewesen. Man habe einige schweizerische Gewohnheiten beiseite legen müssen, denn in Odessa laufen Uhren und simple Transaktionen zum Teil etwas anders. So habe sie das Geld für das Hotel für alle Teilnehmende in bar mit auf die Reise nehmen müssen, und sich damit arrangieren, dass ein Konzert nicht zwingend um 19 Uhr, wie angesagt, beginnen müsse. Auch habe sie gelernt, was zu tun ist, wenn eine Teilnehmerin ihren Pass zuhause lässt und letztlich in Odessa im Knast landet. So sei sie also mit zwei Pässen in die Ukraine gereist und habe das Hotelgeld unter den Mitreisenden verteilt, damit man ihr nicht krumme Geschäfte vorwerfen konnte. Und das Machtwort vom Festivaldirektor und dem Kulturminister der Ukraine sowie eine kleine Notlüge liessen die Frau schliesslich die Nacht doch nicht hinter schwedischen Gardinen, sondern im weichen Hotelbett verbringen. Allgemein sei sie seitens der Festivalorganisation bestens betreut gewesen, was vieles vereinfacht habe. Bettina Leemann betonte: «Insgesamt erlebten wir eine sehr grosse Gastfreundschaft.»
Die Stadt im Alltag habe sie nicht so intensiv erlebt, meinte sie. Aber jeder Spaziergang und Ausflug sei ein Erlebnis gewesen und man könne sich auf unsere Verhältnisse bezogen sehr kostengünstig verpflegen. Übrigens seien Vegetarier bestens aufgehoben, denn es gebe in den Restaurants stets grosse Platten mit rohem Gemüse.

Es braucht eine Neuauflage
Etwas ungewohnt sei es zum Teil an den Konzerten gewesen, meinte Bettina Leemann mit einem Lächeln. Da wäre einmal der nicht so genaue Beginn des Konzertes und dass die BesucherInnen zum Teil mit vollgepackten Einkaufstaschen direkt ins Konzert kommen. Als Schweizer sei man auch etwas irritiert gewesen, dass man offenbar davon überzeugt ist, dass die Instrumente unbedingt über eine nicht gerade optimal klingende Verstärkeranlage laufen müssen. Und selbstverständlich konnte man sich ungeniert während dem Konzert über das offene W-Lan-Netz via Smartphone über die KünstlerInnen informieren. Überrascht sei sie darüber gewesen, dass in Odessa die Barockmusik völlig unbekannt ist und der Auftritt eines kleinen Ensembles etwas völlig Ungewohntes sei.
Bettina Leemann hat den Gästen von Odessa mit den Randerscheinungen spannend und lebensnah erzählt. Liess aber schon durchblicken, dass man solche kulturellen Begegnungen weiter führen müsse ‒ also bis bald wieder einmal in Odessa?

Richard Wurz
1. Juli 2018
Bild: Richard Wurz