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Ein anderer Blickwinkel zum Fahrrad mit Pascal Braun.
Kafi-Tratsch

«Ohne» fährt sich auch

Es blieben alle sitzen am letzten Kafi-Tratsch, nur der Bremgarter Velomech Pascal Braun fuhr auf dem Hochrad durchs Foyer des Kellertheaters Bremgarten.
Datum: 02. November 2020

Es blieben alle sitzen am letzten Kafi-Tratsch, nur der Bremgarter Velomech Pascal Braun fuhr auf dem Hochrad durchs Foyer des Kellertheaters Bremgarten.

Die Pandemie hat sicher mit dazu beigetragen, dass das Velo als Transportmittel und vor allem zum Vergnügen wie neu entdeckt wurde. Allerdings stiegen die meisten gleich beim E-Velo der verschiedenen Gattungen ein, denn man möchte ja mit dabei und schnell sein. Dass es immer noch anders geht, zeigte Pascal Braun im Kafi-Tratsch auf ‒ nach heutigem Trend ein Velo-Nostalgiker, denn in seinem Veloladen in Bremgarten erwirbt man noch Fahrräder «alter» Schule mit Nabenschaltungen.

Eineinhalb Träume verwirklicht
Das Velo habe ihn schon als Kind und Jugendlichen fasziniert, meinte Pascal Braun, so dass es logisch war, dass er eine Lehre als Velomechaniker absolvierte. Nach dem Militärdienst gab es aber dann eine Velomech-Pause, denn er wollte etwas Neues angehen. So begann er in einer Druckerei zu arbeiten und tut dies heute noch, aber mit dem Velo sei er stets verbunden gewesen. «Ich konnte es nicht lassen und habe immer wieder alte Fahrräder gekauft», führte er aus und räumte im gleichen Atemzug ein, dass diese aber aus Liebe zum Velo eigentlich nicht verkaufen könne.

Vor rund sechs Jahren sei ihm aber der Gedanke (nicht zum ersten Mal) aufgekommen ein Velogeschäft zu eröffnen. In Bremgarten wohnhaft sei er auch im Städtchen auf die Suche nach einer Lokalität gegangen und in der Sternengasse fündig geworden. Er habe alles selber her- und einrichten müssen, habe aber den Charme des Ladens erhalten können, meinte Pascal Braun stolz. Als Fahrradmarke habe er das traditionelle britische Fahrrad «Pashley» ausgesucht, denn in dieser britischen Firma werden die Fahrräder seit 90 Jahren bis heute immer noch von Hand erstellt und haben einen eigenen, brillanten Stil und eine Nabenschaltung.

Aus wirtschaftlichen Gründen könne er aber die Werkstatt mit seiner Auswahl hier in Bremgarten nur am Samstag offen halten, dafür sei er aber jeden Abend für Beratungs- und Servicearbeiten (nach Vereinbarung) ansprechbar. Damit habe er sich einen Traum teilweise erfüllen können. Den zweiten Traum erfüllte er sich nach vierjähriger Suche, indem er zum stolzen Besitzer eines Hochrades wurde. Wie ein solches zu fahren ist, demonstrierte er gleich im Foyer. «Das Auf- und Absteigen ist der springende Punkt, das Fahren ist dann ‹fast› kein Problem mehr», erklärte er mit einem Lächeln und fügte weiter auf seine charmante Art und Weise an, «aber stresstauglich ist das Hochradfahren nicht.»

Zuerst das Damenvelo
Als erstes habe man 1870 mit dem Laufrad begonnen, erklärte Pascal Braun, dann folgte das Velo mit Starrachse und bereits 1885 das Hochrad. Im Jahre 1925 wurde das erste Velo gebaut, ein Damenvelo, und erst 1928 gab es die Militärvelos mit Rücktritt und sieben Jahre später folgte das erste 2-Gang-Velo. Dann sei die Entwicklung weitergegangen, erklärte Pascal Braun, gab es doch in den 1950er Jahren die erste Kettenschaltung und den ersten 10-Gänger und nicht zu vergessen, 1972 das legendäre Velo Namens «Bonanza». «Auf einem solchen bin ich noch rumgefahren», so Pascal Braun mit einem Anflug von Stolz. Trotz dem heute vielfältigen Angebot brachte er es dann letztlich doch aus seiner Sicht so auf den Punkt: «Eine 3-Gang-Nabenschaltung ist einfach sensationell und mit einem solchen Velo fährt man in Ruhe und voller Freude.»

…und jetzt
Natürlich lag die Frage nach den E-Bikes im Raum, denn diese erleben ja einen Aufschwung, dass es einem manchmal auf der Strasse «gschmuch» wird. Aus rein wirtschaftlichen Überlegungen wäre dies sicher interessant, aber für ihn stelle sich die Frage nicht, denn er habe schlichtweg keinen Platz für E-Velos in seinem Laden und in seiner Werkstatt. Er sei aber insgesamt in einem Zwiespalt, meinte Pascal Braun, denn im Raum stehen die relativ hohen Servicekosten für den Motor und die Batterie, die letztlich nur noch Abfall ist und entsorgt werden muss. Entscheiden müsse aber letztlich jedeR Einzelne, hielt er klar fest, aber die Überlegungen in Bezug auf die Umwelt, Natur und den Abfall seien durchaus berechtigt. So steht vieles in einem engen Zusammenhang, wenn man das E-Velo als Ganzes sieht. Daher sollte man sich vor dem Kauf eines Velos mit E-Motor mit dem Ganzen befassen – braucht man ein solches für den Arbeitsweg oder einfach für die Freizeit.

Richard Wurz
2. November 2020
Bilder: Bettina Leemann

Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 5. Dezember um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt.

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