Der Kafi-Tratsch von freiamtplus im Kellertheater Bremgarten ging mit dem Bühnenbildner Pe Spalinger der Frage nach, was denn ein Theaterstück ohne das Bühnenbild wäre.
Seit etwas mehr als einem halben Jahrhundert macht Pe Spalinger für die Eigenproduktionen des Kellertheaters Bremgarten die passenden Bühnenbilder. Eine lange Zeit, in der er viel gesehen und erlebt hat. So konnte er am Kafi-Tratsch im Februar, einige Stunden vor der Premiere der neuesten Eigeninszenierung «Wir sind noch einmal davongekommen», tief blicken lassen in das Metier des Bühnenbildners.
Wenn man von einer Theateraufführung spricht, dann spricht man von den Schauspieler*innen, von der Regie, aber selten vom Bühnenbild. Ausser das Bühnenbild sei dem Publikum negativ in Erinnerung geblieben. Auf die Frage, ob denn dieser Umstand nicht frustrierend sei, meinte Pe Spalinger in seiner Bescheidenheit: «Wenn ich nichts Negatives über das Bühnenbild lese in den Zeitungen und den Rezensionen und höre, dann hat es gefallen.»
Von der Idee über das Modell zum Bühnenbild
Dass es allerdings nicht ganz so einfach ist, das merkte man im Gespräch an diesem Samstagmorgen relativ rasch. Von einem Bühnenbild einer Inszenierung hängt in Tat und Wahrheit relativ viel ab. Auf die Frage, wie er denn normalerweise auf das Bühnenbild komme und, ob das nicht zu Konflikten mit der Regie führe, meinte der bewährte Bühnenbildner mit einem Lachen: «Wenn meine Arbeit nicht passt, dann kann sich die Regie ja einen anderen Bühnenbildner suchen. Ich mache das alles freiwillig, als Vereinsmitglied des Kellertheaters. Da brauche ich mir auch nicht alles sagen lassen.» Er räumte aber im gleichen Atemzug auch ein, dass es bis anhin in seiner langjährigen Tätigkeit nie zu solchen Reibereien zwischen der Regie und ihm gekommen sei. Auf des Vorgehen angesprochen, skizzierte er seine Tätigkeit folgendermassen: «Ich lese das Stück und dann formieren sich bei mir im Kopf die Bilder. Ich bekomme eine Grundidee, die ich aufzeichne. Da ich das Kellertheater sehr gut kenne, weiss ich inzwischen, wo die Herausforderungen sind.» Mit der Skizze gehe er dann zur Regie und setze sich mit dieser zusammen. Gemeinsam würden sie die Grundidee besprechen und die Vorstellungen von beiden auf einen gemeinsamen Nenner bringen.
Pe Spalinger
Gerade beim aktuellen Stück sei es etwas anders gelaufen, weil der Regisseur ebenfalls ein Bühnenbildner sei. Da gab es folglich zwei Skizzen, die aber erstaunlicherweise sehr gut aufeinandergepasst hätten. Trotzdem mache ihn das aktuelle Bühnenbild der Eigeninszenierung des Kellertheaters etwas nervös, denn so viel Technik sei noch nie in Betrieb gewesen. Er hoffe schon sehr, dass es keinen Stromausfall gebe. Mit Stromausfällen hat Pe Spalinger aus den Anfängen des Kellertheaters nämlich so seine Erfahrungen. Damals als man noch nicht im Schellenhaus spielte, sondern im ehemaligen Tresorraum der Post, kam es öfters zu Stromausfällen. «Dann mussten wir hochsprinten, in der Telefonkabine den Posthalter aus dem Feierabend holen. Dieser musste kommen und oben in der Post wieder die Sicherung reindrehen», erinnerte sich Pe Spalinger an die Anfänge in den 1960er Jahren. Doch zurück zum Bühnenbild. Wenn die Idee steht, geht Pe Spalinger daran, ein Modell zu bauen und Pläne zu zeichnen. Danach wird das, was auf den Zeichnungen ist, umgesetzt. Meist in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr und dann weiter an den Abenden, wo im Theater nicht geprobt wird für die Eigeninszenierung. Das sei dann schon immer eine sehr anstrengende und intensive Zeit, meinte Pe Spalinger mit einem Lächeln.
Exkurs zu den Anfängen des Kellertheaters
Später entwickelte sich das Kellertheater immer rasanter. Man wechselte ins Schellenhaus. Wobei dies zum damaligen Zeitpunkt mehr eine Ruine, denn ein Vorzeigeobjekt war. Erst dann wurde auch der Verein gegründet, denn um hier das Theater einbauen zu können, musste man eine gewisse Rechtsform haben. «Wir wurden damals schon etwas als Spinner angesehen und es gab auch Vereine, die das Schellenhaus gerne für sich genutzt hätten.» Mit purer Eigenleistung wurde das Haus umgebaut und das Theater bekam seinen heutigen Standort. Da das Kellertheater erste Priorität in der Nutzung hat, kann es die Bühne auch für Gastspiele nutzen und ist zu einer wichtigen und festen kulturellen Institution in Bremgarten geworden. Abenteuerlich war es allerdings an diesem Morgen schon, zuzuhören, wie man auf dem Dachboden zig Säcke gefüllt mit Tannenzapfen fand, schwere Tonplatten aus dem Boden zog und mühsam den Putz abkratzen musste oder gar durch den Boden gebrochen ist, weil alles morsch war. In der Person von Pe Spalinger vereinigt sich ein grosser Teil der Geschichte des Kellertheaters Bremgarten und damit ist klar, dass Pe Spalinger viel mehr ist, als ein guter Grafiker oder ein genialer Bühnenbauer. Seinen Geschichten hätte man an diesem Morgen noch lange zuhören können.
Bettina Leemann
27. Februar 2022
Bilder: Bettina Leemann
Der nächste Kafi-Tratsch findet am Samstag, 26. März um 10 Uhr im Foyer des Kellertheaters Bremgarten statt. Weitere Informationen unter www.freiamtplus.ch