Auf eine glückliche Stunde
In diesen Tagen nutzen 68 junge Musiker:innen die Ambiente des Künstlerhauses Boswil, um sich auf ihre Konzerttournée «Happy Hour» vorzubereiten. Es sei dies die zweitgrösste Besetzung des JSAG, meinte Dirigent Hugo Bollschweiler. Da aber rund drei Viertel der Musiker:innen zum Teil schon seit längerer Zeit mit dabei seien, könne er sich auf eine bewährte Basis verlassen. «Sie sind alle motiviert und spielen und harmonisieren so, als ob sie permanent zusammen spielen würden.» So laufe es von Beginn der Probewoche an sehr gut, hielt Hugo Bollschweiler fest. Als Einstieg in die Probewoche gebe es aber stets eine Chaos-Probe. Da nehmen die Musiker:innen nicht im gewohnten Register Platz, sondern auf irgendeinem Stuhl im Orchester, erklärte er. So würden sie hören, wie und was der Andere spielt und begegnen sich so auf eine andere Art und werden aufeinander aufmerksam. Dem Orchester in dieser anderen Besetzungsform zuzuhören war gewöhnungsbedürftig, aber äusserst spannend und man hörte noch aufmerksamer zu. Es sei aber hier angefügt, dass das JSAG am Konzert «Happy Hour» die Werke «Thea Real McCoy – Promenade» von George Gershwin (1898 bis 1937), «Fancy Free Ballet (1944)» von Leonard Bernstein (1918 bis 1990) und «Symphony No. 3 c-minor (1940)» von Florence Price (1887 bis 1953) in den gewohnten Registern geordnet spielen wird.
Sie stehen zwischen «Oben» und «Unten»
Da finden sich jährlich zwei Mal rund sechzig junge Musiker:innen am Künstlerhaus Boswil ein, um gemeinsam unter der Leitung von Hugo Bollschweiler ein anspruchsvolles Konzert einzustudieren. Natürlich stehe immer eine optimale musikalische Umsetzung der Werke im Vordergrund, hielt Lilith Balbier im Gespräch fest. Es sei aber wichtig, dass es im Umfeld der jungen Menschen menschlich stimme, denn man verbringe eine Woche gemeinsam und bringe auch seine eigenen Angewohnheiten mit. So bestehe im JSAG der Orchestervorstand, der vermittelnd untereinander und mit der Künstlerischen Leitung, Hugo Bollschweiler und Stefanie C. Braun, wirke. «Wir wirken zum Wohl des gemeinsamen Seins und Wirken und entlasten im Kleinen auch die Leitung», hielt Lilith Balbier fest. Den Orchestervorstand brauche es als Verbindung zwischen den Musiker:innen und der Leitung, damit Wünsche und Anliegen eingebracht und Unstimmigkeiten ausgeräumt werden können. Die einzelnen Register sind mit Lilith Balbier (Horn), Julia Morsten (Klarinett), Jakob Schildhauer (Oboe), Jonas Achermann (Violine) und Caspar Streit (Kontrabass) im Orchestervorstand vertreten und dieser werde von der Künstlerischen Co-Leitung und den Orchestermitgliedern gewählt. Der Orchestervorstand suche und bestimme in Zusammenarbeit mit der Künstlerischen Co-Leitung wer neu im Orchester mitspielen könne. Jonas Achermann hielt aber klar fest: «Wer im JSAG mitwirkt und bleiben will, wird nicht rausgeschmissen, weil sich ein ‹Besserer› meldet.» In der Gesprächsrunde wiesen sie aber darauf hin, dass es nicht das Problem von zu vielen interessierten Leuten sei, sondern es vielfach je nach Instrument zu wenig Interessierte habe.
Sie waren sich aber einig, dass das JSAG eine hervorragende Basis sei, um sich musikalisch weiter entwickeln zu können. Das soziale Umfeld im JSAG sei sehr gut, betonten sie, und die gemeinsame Woche sei jeweils eine Inspiration getragen von Gesprächen, Kontakten und dem gemeinsamen Musizieren unter fachkompetenter Leitung.
Richard Wurz
8. August 2023
Bilder: Richard Wurz / Stefanie C. Braun
Das Konzert «Happy Hour» findet am Sonntag, 13. August um 11 Uhr in der Alten Kirche Boswil statt. Weitere Konzerte: Freitag, 11. August um 20 Uhr in der Kirche Sankt Stephan in Lindau, Freitag, 18. August um 20 Uhr in der Jakob Kirche in Zürich und Sonntag, 20. August um 17 Uhr im Kultur- und Kongresszentrum in Aarau. Weitere Informationen unter www.kuenstlerhausboswil.ch