Artistische Darbietungen auf hohem Niveau fanden sich in einer verspielten Manege – Circus Monti feierte begleitet von einem Riesenapplaus seine erfolgreiche Premiere.
Man konnte das Programm «contre vents et marées» vom Circus Monti am vergangenen Freitag wortwörtlich nehmen – die erfolgreiche Premiere fand trotz Wind und Wetter statt und die unwitterlichen Verhältnissen hatten drinnen im Zelt keinen Einfluss auf das wunderschöne Zirkuserlebnis. Die Besucher*innen konnten für einen Moment den Alltag bei einem lebendigen Geschehen in der Manege vergessen und sie fühlten sich sichtlich wohl auf den Stühlen der neu eingerichteten Zuschauertribüne.
Feinfühlig wie der Wüstensand
Der Gedanke der Regisseurin Masha Dimitri war ein Zirkusprogramm in der Wüste zu gestalten. Dazu meinte sie in einem Gespräch, dass dies ein Terrain sei, das man erkämpfen müsse. Dieses Bild wolle sie mit dem Team im Zirkus aufbauen und dies ist ihr gemeinsam mit Co-Regisseur Faustino Blanchut und den vierzehn Artist*innen auf das Beste gelungen. Man soll ein Abendprogramm nicht in die Teile vor und nach der Pause aufteilen, denn ein Zirkusabend ist erst ein Ganzes, wenn die Schwingungen bleiben und die Pause nur kurz zum Durchatmen angedacht ist – und das war an der Premiere vom Circus Monti zutreffend. Im Bühnenbild ist ein Sandhaufen der Ausgangspunkt, der Boden der Manege symbolisch als Wüste ausgelegt und die Artist*innen sind von Olivia Grandy nicht einfach kostümiert, sondern so gekleidet, als ob sie gerade auf einer langen Reise wären. Durch diesen bildnerischen Rahmen, gekonnt ausgeleuchtet von Christoph Siegenthaler und musikalisch untermalt vom Zirkusorchester von Piotr Gunia, führen einem die beiden Clowns Larissa Wagenhals und Adrien Borruat mit wohltuenden «Zwischenspielen» durch den Abend.
Zwischen Artistik und Spiel
Eigentlich stand Amie Patchin immer irgendwie im Weg und dies erst noch auf Händen und musste stets auf die Füsse gestellt werden. Das liess sie sich nicht auf sich sitzen und machte mit ihrer Akrobatik eindrücklich deutlich, welche Figuren entstehen, wenn man die Hände weiss zu gebrauchen. Bewegter wurde es, als Felix Martin seine Diabolos durch die Luft fliegen liess und Augustin Thériaut, Theddy Nardin, Santiago Esviza und Cameron Clarke mit einem Lächeln und Eleganz mit den «Chinesischen Ringe» zu spielen begannen. Mit Acrostaff deckt Valerina Dolyniych in der einzigartigen Kombination von Jonglage und Balance auf eine feinfühlige Art auf, wie ein Stab in den Einklang mit der Körperbewegung treten kann. Dagegen konnte das Auge kaum den Kegeln folgen, als Delaney Bayles und Mario Muntwyler auf eine spielerische, aber sehr präzise Art die Kegel durch die Luft wirbeln liessen. Am Trapez brillierten Milena Schwenkenberg und Christopher Hartwig mit ihrer atemberaubenden Partnerakrobatik und als Rosaleen Rogmans und das Vertikalseil gemeinsam ein Ganzes wurden, konnte man nur noch staunen.
Es sind aber nicht einfach einzelne Nummern der Artist*innen, denn diese finden sich immer in gemeinsamen Aktionen mit Tanz und Gesang und gestalten so aus der Manege eine fröhliche Welt. Sie bringen alle auf hervorragende Weise ihr Können ein, aber immer mit dem gemeinsamen Ziel, alles zu machen, dass es für die Menschen möglich ist in eine andere Welt einzutauchen. Mit dem Programm «contre vents et marées» setzt Johannes Muntwyler mit seinem engagierten Zirkus-Team auf der 37. Tournee wieder etwas in Bewegung – bei allem Wind und Wetter. Und das begeisterte Publikum dankte mit einer Standig Ovations.
Richard Wurz
7. August 2022
Bilder: Bettina Leemann
Die Tournee 2022 dauert bis 27. November. Tourneeplan und Vorverkauf unter www.circus-monti.ch/