Mit einer eindrücklichen Inszenierung von «Under em Milchwald» begeisterten die Spielleute der Theatergesellschaft Villmergen an der Premiere das Publikum.

Ein dörfliches Leben hat es so zwischen den frühesten Morgen- und späten Abendstunden und dem dazwischen in sich. Der Ursprung des Stücks «Under Milk Wood» von Dylan Thomas (1914 bis 1953) spielt sich wohl in den 1920er in einem walisischen Dorf ab, hat aber an aktuellem Alltag nichts verloren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es Autor Paul Steinmann mit tiefsinnigem Sprachwitz verstanden hat, die herrliche Geschichte von Dylan Thomas in ein Freiämter Dorf umzusetzen und eine Dorfbevölkerung im Freiamt zu Wort kommen zu lassen. Mit «Under em Milchwald» ist nicht einfach ein lustvolles Theaterstück entstanden, sondern die Inszenierung einer Geschichte, die das Publikum auffordert sich auf das Geschehen und die Figuren einzulassen und ihre Gedanken weiterzudenken. Das ist auch das Spezielle an diesem Theaterstück, denn es gibt nicht einfach eine Bühne, wo gespielt wird, und eine Zuschauertribüne, wo man sich hinsetzt, sondern der Theaterraum wird zu einem Ganzen – es ist ein Ineinanderfliessen von Bühne und Tribüne, Spielleute und Zuschauer:innen.

Eine Bilderwelt des Alltags
Die dreissig kleinen Häuschen, jedes für sich, mit ihren kleinen Geheimnissen unter dem Dach widergeben ein Dörfchen, wie es sein könnte. Die Bewohner:innen ruhen sich auf ihren Kissen aus und das Erzählerduo Gritli (Astrid Döbeli) und Gregor (Paul Steinmann) lässt das Dorf untermalt von Musik (Christov Rolla) erzählend erwachen und bringt die Bewohner:innen des schlafenden Dorfes zu herrlichen Dialogen bis in den Abend hinein. Dabei dreht sich alles um die nachbarschaftlichen Freundlichkeiten, wer denn jetzt mit wem und warum, üblichen Streitigkeiten und Ansichten mit dem Anspruch Recht zu haben – wie es sich eben in einem Dorf, wo jeder jeden kennt, so lebt. Regisseur Dodó Deér stellt in seiner Inszenierung die einzelnen Bewohner:innen ins rechte Licht und lässt ihnen im von ihm gestalteten Bühnenbild freien Spielraum. Die Spielleute verstehen es gekonnt den Figuren in Mimik und Wort die zutreffenden Charakteren zu geben.

Es ist einfach wohltuend über die anderen da auf der Bühne mit ihren Klagen, Wünschen, Ansichten und Mahnungen zu lachen oder sie zunickend ernst zu nehmen und mit einem beruhigenden Lächeln festzuhalten – «so ist es nur auf der Bühne». Mit der Inszenierung «Under em Milchwald» macht das Theaterensemble der Theatergesellschaft Villmergen einen Abend zum Erlebnis, das man geniessen sollte … einstimmen kann man sich im Pop-up Theaterrestaurant «Wirtschaft zur Bettlertanne»

Richard Wurz
8. Mai 2023
Bilder: Felix Wey

Das Theaterstück «Under em Milchwald» wird bis 10. Juni im Chappelehof Wohlen aufgeführt. Tickets und weitere Informationen unter www.theater-villmergen.ch