Für das Theaterstück «Under em Milchwald» hat der Theatermann Dodó Deér das Bühnenbild gestaltet, führt Regie und bringt das Stück gemeinsam mit den Spielleuten der Theatergesellschaft Villmergen auf die Bühne.
In die Schweiz sei er mit seinen Eltern als 7-Jähriger gekommen und habe bereits während den Gymi-Jahren seine ersten Theatererfahrungen machen können, erklärte Dodó Deér im Gespräch. Da seine Eltern wollten, dass er etwas «Anständiges» mache, habe er an der Hochschule in St. Gallen Wirtschaft und Soziologie studiert. Es sei ein sehr interessantes Studium gewesen, gerade politisch nach den bewegten 1968er Jahren. Die Zeit in St.Gallen sei eine wichtige Erfahrung in den Bereichen Wirtschaft und Soziologie gewesen, aber es sei für ihn klar gewesen: «Ich will meinen Weg im Theater gehen.» Er habe auch daran geglaubt, dass man im Theater etwas einbringen und bewirken könne. Das habe aber nicht zugetroffen, denn man machte das, was die Intendanz und Regie wollte und es habe keinen Freiraum für anderes gegeben. «Das konnte nicht sein und so blieb nur der Ausweg in die freie Theaterszene», betonte Dodó Deér.
Es war ein richtiger Aufbruch
Ausgelöst in den 1980er Jahren von der Jugendtheaterszene in Berlin entstanden im Aargau die ersten Jugendtheater, aber nach einigen Jahren habe er sich neu orientieren wollen. So habe er gemeinsam mit Leuten aus dem Aargau und Luzern das Theater M.A.R.I.A initiiert. Das erste Stück sei «Klassenfeind» gewesen, das man in Schweizerdeutsch adaptiert habe. Es habe zeitlich nach den Zürcher Krawallen «Züri brännt» richtig gepasst und sei ein Erfolg geworden. Das habe dazu geführt, dass ab 1984 das Theater weiter geführt worden sei und wichtige Leute dazu kamen. Es sei eine Superzeit gewesen, betonte Dodó Deér, aber die 12-jährige Tätigkeit im Theaterkollektiv habe viel Energie gekostet. So folgten Engagements als Schauspieler unter anderem am Theater Neumarkt in Zürich, vor allem aber auch seine Tätigkeit als Dozent an der Hochschule der Künste Zürich mit dem Fach «Szenisches Gestalten» für angehende Kunstvermitler:innen. Mit diesen Leuten zu arbeiten, den bildnerischen und musikalischen Bereich einbinden und die Entwicklung von Raum und Idee zu erarbeiten, sei eine wertvolle Bereicherung für seine Theaterarbeit gewesen. So nachgedacht, meinte Dodó Deér: «Ich habe wahnsinnig viel gelernt, vielleicht mehr als die Schüler:innen.» Den Auftrag habe er 2015 nach 33 Jahren abgegeben, aber noch acht Jahre angehängt als Dozent an der Schule «Till Theaterpädagogik» für angehende Theaterpädagog:innen auf dem 2. Bildungsweg. Dann sei aber der Entschluss gekommen: «Seit den späten 1980er Jahren habe ich neben meiner Lehrtätigkeit Regie im professionellen Theater und seit 2000 auch im Laientheater gemacht, nun will ich mich (nur noch) auf die Arbeit als Regisseur und Bühnenbildner konzentrieren.»
Dodó Deér
Ein kulturpolitischer Mensch
Angesprochen auf das Politische in der Theaterszene, betonte Dodó Deér klar, dass das Theater nicht agitieren und provozieren, sondern sich für seine Stärke des Spiels mit Inhalt einsetzen sollte. Es sei ihm im Laufe der langen Theaterzeit deutlich geworden, dass eigentlich das Links-Rechts- oder Schwarz-Weiss-Schema nicht funktioniere. Das Theater soll nicht zum Lautsprecher werden, sondern die Stücke sinnlich transportieren. Politisch bleibe, dass das Theater ein Anliegen habe etwas zu erzählen und überzeugt sei, etwas weiterzugeben und alle miteinzubeziehen. «Jeder, der politisch fühlt, macht auch politisches Theater, aber nicht ein plakatives, sondern ist subtil dabei.» In den 1960er und 1970er Jahren habe sich das Theater sicher geöffnet, aber heute stehe es wieder in der Diskussion. Es sei eine Balance zwischen dem, was das Theater mache und was das Publikum goutiere.
Theater ist eine Teamplayergeschichte
Sein Zugang zum Theater sei die Ästhetik des Raums und so sei es für ihn als Regisseur eine grosse Herausforderung die Spielleute, das Bühnenbild und das Stück in Einklang bringen zu können. Dabei sei es von Bedeutung, dass zwischen den Menschen ein Dialog entstehen könne und die Bedürfnisse des Einzelnen miteinbezogen würden. Er wisse es sehr zu schätzen, dass Amateurtheater wie die Aemtlerbühne, das Kellertheater Bremgarten und die Theatergesellschaft Villmergen auf hohem Niveau spielen und so auch den Anspruch haben, Stücke mit Tiefgang zu wählen. Es sei auch nicht ein Machtanspruch von ihm über alles bestimmen zu können, da er Regie führe und das Bühnenbild gestalte, hielt er fest. Seit er aber mit Laienschauspieler:innen zusammen arbeite, wolle er auch das Bühnenbild machen. So könne er im Arbeitsprozess schon überlegen, wie er die Spielleute abholen, sie wirkungsvoll auf dem Weg in ihre Rolle begleiten und so gemeinsam mit ihnen seine Vision umsetzen könne – damit «Under em Milchwald» für das Publikum zum Erlebnis wird.
Richard Wurz
10. April 2023
Bilder: Richard Wurz
Das Theaterstück «Under em Milchwald» wird vom 5. Mai bis 10. Juni im Chappelehof Wohlen aufgeführt. Ticktes und weitere Informationen unter www.theater-villmergen.ch