Der Schrebergarten ohne Klischees
Der Arbeitsprozess zur neuen Produktion sei aus dem Nichts entstanden, meinte Simon Landwehr, künstlerische Leitung, anlässlich der Medienorientierung. «Wir gehen der Frage nach, was interessiert, was geschieht in der Welt, was ist als Team umsetzbar mit entsprechendem Tiefgang.» Es sei ein intensiver und kreativer Prozess entstanden. Viel mit dazu beigetragen habe auch, dass wieder neue Leute zur Jungen Bühne gestossen seien, betonte er. Man habe im Kollektiv etwas entstehen lassen, die Fragen geklärt, welche Themen haben ihren Platz. Wichtig sei im Prozess gewesen, dass man Schrebergärten-Klischees vermeidet, obwohl sie gut ihren Platz im Thema gefunden hätten. «Zum Schluss war man sich einhellig der Meinung – Schrebergarten, da geben wir uns hinein.» Er wurde so zum perfekten Anlass den Menschen einzubringen, Konflikte darzustellen und Themen aufkommen zu lassen. Es sei aber letztlich nicht der Garten das Thema, hielt Simon Landwehr fest, sondern was der Mensch mit dem Garten respektive was macht der Garten mit dem Menschen. Mit einem sanften Lächeln meinte er, dass aus urmenschlicher Sicht die Unterwerfung der Natur durch den Menschen kam und der Garten schliesse den Bogen.
Kein moralisches Schrebergarten-Treffen
Der «Garten Erde» ist keine in sich geschlossenen Geschichte – wie in einem Garten durchaus sicht- und geniessbar – sondern eine Mischung mit Szenen, die letztlich aber immer wieder sich in ihren Zusammenhängen ineinander führen lassen. Wie ein roter Faden aber zieht sich der Gedanke durch diese szenische Mischkultur: «Ich, Wir, Natur – wie finden wir die Balance?» In den Szenen gehe es auch um die Umwelt, die Nachhaltigkeit und das Leben Natur heute. Der gesellschaftliche Teil sei der Anspruch Teil für Teil kritisch zu hinterfragen, was denn mit dem Garten der Natur gemacht werde. So erhielten Nachdenkliches und Kritisches und viel Humor ihren Platz – mal lustvoll und voller Freude, mal sarkastisch und bitterernst. «Wir wollen aber mit nichts und niemanden anprangern, sondern Gedanken ins Publikum tragen und gleichzeitig unterhaltend sein», so Silvan Melchior. Auf den vielzitierten Zeigefinger könne man gewollt und bewusst verzichten, betonte er, aber auffordern die Szenen in Bild und Wort zu betrachten, einwirken zu lassen und den «Garten Erde» respektive den Schrebergarten geniessen.
Die Produktion bietet die beste Gelegenheit dazu, denn der Nähe zwischen Schauspieler:innen und Publikumsplätzen besteht eine wohltuende Nähe, der man nicht ausweichen will und kann. Der Raum ist in fünf Parzellen eines Schrebergartens aufgeteilt und Simon Landwehr wird hervorragend von der Choreografin Martina Schaub unterstützt. Mit «Garten Erde» bringt die Junge Bühne eine szenische Collage ins Kellertheater Bremgarten, welche die Zuschauer:innen nicht nur herausfordert, sondern zum Nachdenken und Miterleben aus nächster Nähe anregen wird.
Richard Wurz
2. September 2024
Bild: zVg und Richard Wurz
Das Stück «Garten Erde» mit der Jungen Bühne feiert am Samstag, 14. September, um 20.15 Uhr im Kellertheater Bremgarten Premiere. Weitere Vorstellungen, Tickets und Informationen unter www.kellertheater-bremgarten.ch
Auch ein Garten Erde hat seine Glücksmomente