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Das Jugend-Sinfonieorchester Aargau und der Hornist Christian Loferer nahmen unter der Leitung von Hugo Bollschweiler die Herausforderung an und interpretierten ihre Antwort auf das Fragezeichen in ihrem Programm «Idyll?» musikalisch hervorragend.


home jsag christian hugoDas Künstlerhaus Boswil muss ein idyllischer Ort sein, wenn man an einem Konzert des Jugend-Sinfonieorchester Aarau (JSAG) nicht nur die Musik mit Genuss wahrnimmt, sondern auch die jungen Musiker:innen während ihrem Auftritt. Sie stellen sich engagiert und mit grosser Spielfreude den musikalischen Herausforderungen und lassen sich vom Dirigenten Hugo Bollschweiler mitnehmen auf eine musikalische Reise – und geben so dem Publikum für einen Moment die Möglichkeit in andere Welten der Musik einzutauchen. Am vergangenen Samstag waren es mit den Werken der Komponistin Emilie Mayer (1812 bis 1883) und der Komponisten Tryvge Madsen (*1940) und Georges Bizet (1838 bis 1875) gleich drei Welten, die es zu entdecken und zu geniessen galt.

Zum Glück wiederentdeckt
Die Komponistin Emilie Mayer lebte im 19. Jahrhundert, eine Zeit, in der Frauen – wenn überhaupt –«zur Zierde» musikalisch ausgebildet wurden. Doch für Emilie Mayer zählten diese Konventionen nicht und die 28-Jährige beschloss die Musik zum Beruf zu machen und Komponistin zu werden. Als Komponistin begeisterte sie mit ihrer Musik die Öffentlichkeit, war zu Lebzeiten in ganz Europa berühmt und bekam den Spitznamen «weiblicher Beethoven». Trotzdem wird ihr Werk nach ihrem Tod sehr schnell vergessen und erst 2012 anlässlich ihres 200. Geburtstags zaghaft wiederentdeckt. Die künstlerische Co-Leitung mit Hugo Bollschweiler (Dirigent) und Stefanie C. Braun (Projektleitung) des JSAG nahmen erfreulicherweise die 1879 entstandene Faust-Ouvertüre für grosses Orchester in ihr Programm auf und die JSAG-Musiker:innen interpretierten das anspruchs- und stimmungsvolle Werk unter der Leitung von Hugo Bollschweiler auf eine nachhaltig wirkende Weise. Emilie Mayers Faust-Ouvertüre war eine ständige musikalische Rochade zwischen Sanftheit und Lebendigkeit und Intensivität, Bestimmtheit und Wegweisend. Das JSAG interpretierte das Werk harmonisch hervorragend und gab einem gleichzeitig einen wertvollen Einblick in das Schaffen einer (fast) vergessenen Komponistin.

Spielerei und Lebendigkeit
Das Konzert for horn og orkester op. 45 von Tryvgge Madsen ist eine Auftragskomposition der
französischen Regierung und wurde 1984 in Dijon uraufgeführt. Das Werk war wie eine sinnliche und virtuose Geschichte, welche auch immer zu erleben ist, brillant gespielt vom Hornisten Christian Loferer gemeinsam mit dem JSAG. Hugo Bollschweiler verstand es gemeinsam mit dem Solisten und den Musiker:innen eine musikalische Geschichte umzusetzen zwischen ernsthaft, melancholisch und spielerisch bewegt. Mit der Interpretation des Werkes entstand eine wunderbare, lebendige Landschaft und die Alte Kirche wurde dadurch für einen Moment wie ein neuer Raum.

Mit der Suite Nr. 1 und Nr.2 aus dem Werk «L'Arlésienne» von Georges Bizet setzte das JSAG einen konzertalen Schlusspunkt voller Lebendigkeit und Leidenschaft. Es ist die Kurzgeschichte des Mädchens aus Arles aus der Erzählsammlung von Alphonse Daudets. Eine Geschichte voller Drang, Zwang und Sehnsucht – eine unerfüllte Liebesgeschichte. Hugo Bollschweiler erzählte diese Geschichte mit seinen Musiker:innen ohne Worte, aber so voller Klang, dass man sich für einen Moment in ein Schauspiel versetzt fühlte. Das harmonische Zusammenspiel der Register widerspiegelte beeindruckend den Weg einer Liebe mit all ihren Glücksmomenten und Aufbruch bis zum Schmerz und Trauer.

Mit ihrem Konzertabend liess wohl das JSAG die Antwort nach dem Fragezeichen im Raum, nahm aber in der vollbesetzten Alten Kirche die Besucher:innen auf einem musikalischen hohen Niveau mit auf eine Entdeckungsreise in drei verschiedene Klangwelten – und das war mehr, als einfach eine Antwort.

Richard Wurz
8. Januar 2023
Bilder: Richard Wurz

Das Konzert «Idyll?» mit dem JSAG und dem Hornisten Christian Loferer unter der Leiitung von Hugo Bollschweiler findet noch einmal am Freitag, 13. Januar um 19.30 Uhr im KuK Aarau statt. Weitere Informationen unter www.kuenstlerhausboswil.ch

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