Die Schwangerschaft anders gedeutet
Die Bühne war wie eine grosse Stube, farbenfroh und lebendig gestaltet vom Bremgarter Bühnenbilder Pe Spalinger. Die Schauspieler:innen hatten dadurch einen Raum, in dem sie sich entfalten und in Wort, Mimik und Bewegung das Stück von Fario Do, inszeniert von Simon Ledermann, hervorragend umsetzen konnten – und sie taten dies mit einer Spielfreude, die über den Bühnenrand hinaus zu spüren war. Im Mittelpunkt standen die beiden «schwangeren» Frauen Antonia (Anja Betschart) und Margherita (Fabienne Bossart), die mit ihren Dialogen und Aktivitäten in der Lebensmittelbeschaffung deutlich machten, dass eigentlich im Endeffekt Frau für alles zuständig ist, während ihre Ehemänner Giovanni (Andreas Müller) und Luigi (Franky Weber) sich eher unbeholfen männlich zeigten. Den vier direkt Betroffenen in der aktuellen Notsituation standen zwischen belehrend, erklärend und beruhigend die «La Compagnia» zur Seite. Es waren dies eine Polizistin und Bestatterin (Barbara Berner), ein Carabiniere und Perkussionist (Severin Bossart), eine Polizistin (Fabiana Koller), ein Carabinieri und Posaunist (Willy Müller), ein Carabiniere (Pius Schuler) und der Erzähler Dario und Sänger (Albert Schumacher). Sie alle setzten das Stück «Bezahlt wird nicht!» spielerisch hervorragend um und begeisterten das Publikum.
Dem Klamauk fehlte etwas Tiefgang
Der italienische Autor Dario Fo äusserte sich im Zusammenhang mit diesem Stück dahin, dass Menschen, die nicht lachen können, gefährlich seien. So gesehen war der Premierenabend ungefährlich, denn die Besucher:innen lachten herzhaft, gaben Szenenapplaus und sangen bei den beiden Liedern mit. Die Auslöser dazu waren nicht nur die hervorragenden Spielleute, sondern ihre Dialoge und pointierten Aussagen in Bezug auf Frau und Schwangerschaft. Die beiden Frauen Antonia und Fabienne machten deutlich, dass Schwangerschaften auch kurzfristig sichtbar sein können. Dies sei dann der Fall, wenn Frau unberechtigterweise Nahrungsmittel aus dem Laden mitnehme, diese unter dem Kleid verstecke und so in Bruchteilen von Minuten einen schwangeren Eindruck hinterlasse. Allerdings waren die mitbetroffenen Ehemänner nicht einverstanden damit, assen aber dann doch in «Hungersnot» den Inhalt des Diebesguts, denn das war ja Hilfe zur Selbsthilfe.
So konnte man sich für kurze Momente vorstellen, wie es damals war, als Dario Fo das Stück schrieb und zum Teil sogar heute noch ist. Allerdings kratzten die Dialoge die realen Hintergründe nur ein bisschen. Es konnte befreiend gelacht werden, und es wurde darauf geachtet, dass der nächste Sprechtext nicht in den Lachern unterging. Diesen belebenden Volkstheaterabend schlossen die Spielleute mit dem Lied «Die Internationale» – sanft und beruhigend.
Richard Wurz
19. Februar 2023
Bilder: Richard Wurz / zVg
Die Eigeninszenierung «Bezahlt wird nicht!» des Kellertheaters Bremgarten wird vom 24. Februar bis 1. April jeweils Freitag/Samstag um 20.15 Uhr und am Mittwoch, 15./29. März um 20.15 Uhr aufgeführt. Vorverkauf: Fairdinand GmbH, Marktgasse 18, Bremgarten, Telefon 056 633 44 22. Weitere Informationen unter www.kellertheater-bremgarten.ch