Eine wunderbare musikalisch-theatralische Inszenierung erlöste im Rahmen von «Wilhelmina – Fest der Künste» das Schloss Brestenberg aus seinem 30-jährigen Dornröschenschlaf.
Es ist erfreulich und gleichzeitig beruhigend, dass nach dem langen Stillstand von über 30 Jahren wieder Bewegung in das Schloss Brestenberg kommt. Mit der Inszenierung «Besuch im Brestenberg» hat Autor und Regisseur Walter Küng mit seinem Team im Rahmen von «Wilhelmina – Fest der Künste» das Risiko gewagt und die Möglichkeit sichtbar gemacht, dass das Schloss Brestenberg ein Begegnungsort des kulturellen Lebens sein kann. Die Besucher*innen schätzten, dass sie am sonntäglichen Besuchstag wieder einmal oder gar zum ersten Mal das Schloss betreten durften und liessen sich geniesserisch im ehemaligen Restaurant in die damalige Zeit versetzen.
Schräge Kellner und Töne
Mit Verlaub, aber man ist sich ja in der breiten Gastronomie gewohnt respektive man fügt sich einfach, aber bei den beiden Kellner Peter Ender und Walter Küng war man froh zu wissen, dass sie aus früheren Zeiten stammen. Wohl in berufsgerechten Kleidern, wenn auch leicht vergilbt, gekleidet, nahmen sie wohl Bestellungen auf und servierten, wenn auch nicht das Gewünschte, aber immer verbunden mit einer Anmerkung und einem Lächeln, das für sich sprach. Es konnte auch nicht ausfindig gemacht werden, ob die wohl umsorgten Gäste ihnen ein Trinkgeld gaben – wohl eher nicht, was auch verständlich war. Der Barpianist Andres Joho war inmitten diesen etwas schrägen Kellner mit seinen von ihm interpretierten Melodien aus vergangenen Zeiten eine Erholung. Dazu beigetragen hat sicher die Einmaligkeit erleben zu können, dass ein Pianist auch einem nicht gestimmten Klavier wohltuende Töne entlocken kann – wenn sie auch so schräg waren wie die beiden Kellner.
Mit Freude in das Morgen
Die Ankündigung des Schloss-Hausmeisters, dass das Restaurant per sofort geschlossen ist, überraschte die Gäste ein bisschen. Die beiden Kellner und der Pianist hingegen hinterliessen eher den Eindruck, dass es für sie eine Erleichterung und das so das ewig nett sein zu müssen endlich vorbei ist. Die Directrice des Hauses, Sopranistin Stefanie C. Braun, rettete mit Charme und einer musikalischen Einladung zum Aufbruch in eine freudvollere Welt. Sie entführte die Gäste nach draussen, wo ein Fest stattfand.
Die Bläsersolisten Aargau und die Sängerin Stefanie C. Braun unterhielten die Gäste auf das Beste und Sina Friedli und Steven Forster (Tanz) zeigten hervorragend, dass es neben dem «Walzer» auch noch andere beeindruckende Tänze gibt. Den krönenden Abschluss des Besuchs auf Brestenberg übernahmen aber die Gäste mit grosser Freude selbst und liessen den Walzertanz aufleben und verabschiedeten sich mit einer Polonaise.
Richard Wurz
21. August 2022
Bilder: Richard Wurz
Die Veranstaltungen «Wilhelmina – Fest der Künste» finden bis Sonntag, 4. September statt. Weitere Informationen und Vorverkauf unter www.wilhelmina-hallwil.ch