Ein Bilderbuch war der Auslöser
Die Zeit, als ihre Mutter die Zirkusgeschichte «Die fünf Montis» erzählte, sei noch in bester Erinnerung, erzählte Nadine Schmid im Gespräch. Sie sei in Bremgarten aufgewachsen und eines Tages sei der Circus Monti plötzlich Wirklichkeit geworden. Sie habe damals die 1. Klasse besucht und war viel auf dem Zeltareal, um alles zu sehen und zu entdecken.» Sie habe dem Zirkusdirektor Guido Muntwyler sogar Briefe geschrieben, verriet sie, und fügte mit Stolz an, auch Antwort bekommen zu haben. «Ich bin ein riesiger Zirkusfan geworden und damals war es für mich klar, dass ich einmal im Zirkus arbeiten werde.» Sie habe zu Hause Keulen gehabt und im Estrich stundenlang trainiert und mit ihrem Sackgeld sich ein Einrad gekauft. «Hätte es damals schon den Zirkus Arabas gegeben, wäre ich ein Zirkuskind geworden», hielt sie fest. In der Familie sei dies aber nie wirklich ein Thema gewesen diesen Weg einzuschlagen. Und aus der Idee als Lehrerin mit dem Zirkus auf Tournee zu gehen, sei auch nichts geworden, aber ihr Herz habe immer für den Zirkus geschlagen.
Nadine Schmid
Im Zirkus angekommen
Es sei ihrem Mann Christoph und ihr vor vier Jahren bewusst gewesen, dass sie ein grosses Engagement leisten müssen, als die beiden Töchter Finja und Malin im Zirkus Arabas mitwirken wollten. «Wir wollten den beiden aber das ermöglichen und eigentlich kann ich so über meine Kinder meinen Kinderzirkustraum verwirklichen», hielt Nadine Schmid fest. So sei inzwischen aus dem Zirkus Arabas ein Familienhobby geworden, das zwischen Januar und August einen bedeutenden Platz im Alltag einnehme. In das Kostümteam sei sie einfach hineingerutscht, was für sie eine grosse Herausforderung war, denn sie sei keine Kostümschneiderin. Mit einem Lächeln fügte sie an, dass wohl nicht nähen könne, aber Lust habe selber zu nähen. «Ich habe vor vielen Jahren von der Schwiegermutter ihre Nähmaschine bekommen und mir einfach alles selbst beigebracht.» Das Nàhen sei längst zum Hobby geworden, meinte sie, und da die Kostüme irgendwo günstig bestellt werden können, sei sie im Team bald die Einzige, die noch Kostüme nähe. Allerdings bekäme man viele Kostüme, die angepasst werden müssen. Das sei nicht ihr Gebiet, denn sie sei keine Änderungsschneiderin. Aber letztlich finde man im Team immer eine Lösung, damit dann alles zueinander passt – die Artist:innen, die Kostüme und die Geschichte in der Manege.
Süssigkeiten zum Leben erwecken
Aus kostümtechnischen Überlegungen sei über das Thema «Bonbonbastisch» nicht so erfreut gewesen, meinte Nadine Schmid. Als Kostümfrau die verschiedenen Süssigkeiten darzustellen respektive die Artist:innen so einzukleiden, dass sie genügend Bewegungsfreiheit haben und ihre Nummern darbieten können, sei keine einfache Sache. Da stellen sich so kreative und technische Fragen wie soll denn ein Lakritz, eine Zuckerwatte, ein Gummibärli, ein Schoko Bons, ein Zahnmännli oder ein Lollipop in einer Zirkusmanege seine Wirkung hinterlassen. Dazu kämen noch die Wünsche der Kinder und der Kostümvorschlag manchmal nicht mit ihren Vorstellungen übereinstimme. Es könne durchaus anstrengend sein, einen machbaren Weg mit den Ansprüchen der Kinder und der Programmnummer zu finden, damit es für alle stimmt. Daher sei es wichtig, dass zwischen dem Kostümteam und den Programmverantwortlichen und den Kindern konstruktive und kreative Gespräche stattfinden und man offen für Neues sei, betonte Nadine Schmid. «Die Zusammenarbeit Nina Hegnauer und Joël Demierre (Co-Präsident:in) und Patrick Honegger (Technik) und den jungen Artist:innnen ist die Basis für das Gelingen und die ist da.»
Richard Wurz
16. Mai 2023
Bilder: Richard Wurz
Der Arabas Cirque Jeunesse Bremgarten gastiert vom 12. August bis 10. September auf dem Areal der HEVO AG in Mellingen. Weitere Informationen unter www.arabas.ch