… eine Spurensuche
Mit dem Kultur- und Kunstprojekt «Venus von Muri» sind Kurator:in Peter Fischer und Brigitt Bürgi gemeinsam mit sechzig Kunstschaffenden auf die Spurensuche gegangen nach der «Randgruppe Frau», die in den Niederschriften der bald 1000-jährigen Geschichte des Klosters Muri-Gries nicht in Erscheinung treten – sie waren wohl da und in die Macht und Wünsche der Klosterherren eingebunden, aber nahezu inexistent. So ging man mit der Spurensuche dem Leben und Wirken der Frauen nach und will dies in Geschichte und Gegenwart sichtbar machen. Mit ihren erarbeiteten Objekten öffnen die Kunstschaffenden die Tür zu ihren eigenen An- und Einsichten in Bezug auf «Venus von Muri», lösen aber gleichzeitig auch Nachdenklichkeit aus – hinterlassen Spuren mit der Frage, wo und wie denn Frau in dieser jahrhundertalten Geschichte ihren berechtigten Platz gefunden fand.
Das wohltuende und gleichzeitig Herausfordernde in «Venus von Muri» ist die Tatsache, dass die Kunstschaffenden mit ihren Werken Gegensätzliches geschaffen haben. So symbolisieren unter anderem die 49 aufgetürmten Bände von Michaela Allemann die Fülle des Lebens und Wirkens von 49 Meisterinnen und Äbtissinnen des Klosters Hermetschwil, während Diane Rotach in ihrem Brief «Venus» Worte und Gedanken ihrer Mutter zu den Bäumen festhält; die symbolische Mauer aus Blechdosen mit dem Wort «Venus» von Esther Tresch-Hagenbuch & Daniela Stierli-Stalder; Sadhyo Niederbergers Puderdose, die Einblick in eine Selbstbetrachtung gibt; das Video der Geburt der Venus von Pearlie Fischer mit Elisa Bruder; Silvia Hintermann-Huser bettet ihre Frauenfigur auf den Textgrund «Ora et labora», die benediktinische Regel. Es ist durch die Ausstellung wie ein roter Faden gelegt, damit Auseinandersetzungen, versöhnliche Gespräche, Erinnerungen und somit Begegnungen zwischen den Besucher:innen möglich werden.
Richard Wurz
2. Mai 2024
Bilder: Bruno Rotach und Richard Wurz
Die Ausstellung «Venus von Muri – eine Spurensuche», Staffel 1, findet in den Museen von Murikultur und der Klosteranlage Muri statt und dauert bis 28. Juli. Begleitprogramm und weitere Informationen unter www.murikultur.ch