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Aus einem «Ein Blick» im Singisen Forum des Klosters Muri wird eine Begegnung mit dem Künstler Franz-Josef Kissling (*1944) und seinem Schaffen.


home franzsepp grossIn den vergangenen fünfzig Jahren habe er sich mit seinem künstlerischen Schaffen in einem stetigen Prozess befunden, sinnierte Franz-Josef Kissling im Gespräch. «Ich male seit ewigen Zeiten aus Leidenschaft und nehme mir in meiner Arbeit die Freiheit, auch ‹Etwas› entstehen zu lassen ohne zu wissen, was letztlich heraus kommt.» Sein künstlerisches Schaffen habe er mit der Aquarellmalerei begonnen, erklärte er. In dieser Zeitspanne von rund zwanzig Jahren seien hunderte von Aquarellbildern entstanden – Landschafts- und Blumenbilder und der Mond in all seinen Facetten. Man habe seine Arbeit sehr geschätzt und er könne mit Stolz auf diese Schaffensperiode in seinem Leben zurückblicken, hielt er fest. Aber vor rund 25 Jahren fand er, das sei jetzt genug, denn er wollte sich nicht in der Aquarellmalerei festfahren. «Ich wollte Materialien bearbeiten und Aquarell kann man nicht bearbeiten – das kann man oder nicht.» Er habe nicht einen fliessenden Übergang von der Aquarellmalerei in andere Ausdrucksweisen gewollt, sondern legte das Bisherige weg und suchte neue Wege. Nachgefragt, ob das denn einfach so ging, meinte Franz-Josef Kissling trocken: «Ja, ich habe kein Bedürfnis nach Aquarell malen mehr und schlug einfach neue Wege ein.» Man kann daher daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass Franz-Josef Kissling einen zweiten Kissling erwachen liess.

«Man muss auch etwas entstehen lassen, ohne genau zu wissen, was herauskommt.»

Franz-Josef Kissling

Ein langer, intensiver Prozess
Die Aquarellmalerei habe er wohl beiseitegelegt, aber die Spontanität aus dieser Zeit habe er mitgenommen, betonte Franz-Josef Kissling. «Die Spontanität lasse ich geschehen und in meine Arbeit einwirken, denn ich will nicht konstruktiv im Denken und Handeln werden.» Er nutze die Möglichkeit die vielen vorhandenen Materialien anzuwenden und geniesse die künstlerische Freiheit sie auf den verschiedensten Unterlagen wie Leinwand, Holz oder Papier zu einem Ganzen zusammen fliessen zu lassen. Indem er das Steinmehl aus dem Atelier von Nadette Bamert recycliere und mit Pigmenten mische, habe er auch seine eigenen Farben. Er wies aber darauf hin, dass er viele seiner Bilder nicht male, sondern «bespachtle». Das heisst, er arbeite in erster Linie mit einem Spachtel und nicht mit einem Pinsel. Der Fund vor einigen Jahren einer schwarzen Dachpappenrolle sei der Auslöser dazu gewesen, dass er auch Collagen in seine Bilder einfliessen lasse. «So lernte ich diesem gesamthaft gesehen langen Prozess die Collage in meinen Bildern zuzulassen und sie mit meiner Malerei zu einer Einheit zusammen zu führen.» Die Collage sei ein Bestandteil geworden, so Franz-Josef Kissling, aber man müsse sie nicht zwingend sehen, sondern entdecken und berühren.

Der Mensch und die Natur seien für ihn eine Einheit, aber der Mensch müsse nicht sofort sichtbar, aber in seinen Bildern vorhanden sein, hielt Franz-Josef Kissling fest. Er wolle alles verhalten umsetzen, aber Natur und Mensch integrieren und Aufmerksamkeit schaffen. «Man muss meine Bilder mit Entdeckerlust durchwandern.»

Richard Wurz
2. September 2022
Bilder: Richard Wurz

Die Vernissage zur Ausstellung mit Werken von Franz-Josef Kissling findet am Mittwoch, 7. September um 12.15 Uhr im Rahmen des Kunstfensters Freiamt «Ein Blick» im Singisen Forum des Klosters Muri statt. Die Ausstellung dauert bis 2. Oktober und ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.murikultur.ch

 

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