«Ich lade gern mir Gäste ein»
Eingeladen wurde von der Operettenbühne Bremgarten und die Prominenz aus Politik und Wirtschaft und allen voran die Operettenfans nahmen die Gelegenheit wahr, endlich wieder einmal eine Operetteninszenierung in Bremgarten erleben zu können. Was Rang und Namen in den Bezirken Bremgarten und Muri hat und Vertreter:innen des Regierungsrats Aargau, Grossen Rats Aargau, des Nationalrats und des Stadtrats Bremgarten und die Operettenliebhaber pilgerten zur Premiere ins Casino. Die Erwartungshaltung der Gäste war wohl sehr anspruchsvoll, aber man kann ohne Wenn und Aber festhalten, dass an diesem herrlichen Operettenabend sicher niemand enttäuscht wurde.
Das gesellschaftliche Leben live
Die Verbindungsfäden zwischen Zuschauerraum und Bühne waren durch die Geschichte von «Die Fledermaus» gegeben, denn vor der Bühne traf man sich zu einem gesellschaftlichen Stelldichein der heutigen Zeit umrahmt von Wort, Spiel, Musik und Gesang und auf der Bühne inszenierte Regisseur Volker Vogel das gesellschaftliche Bild in Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Man fühlte sich tatsächlich für einen Moment in eine andere Zeitepoche versetzt und dachte vielleicht im Stillen «das war damals, nicht heute» und zwischendurch hätte man gerne mitgesungen oder sogar mitgetanzt. So war es ein Abend, der schlichtweg alles bot, was das Operettenliebhaberherz begehrt.
Kitschig, aber nicht zu kitschig
Als Einstieg interpretierte das Orchester unter der Leitung von Tobias Engeli mitreissend die Ouvertüre und die Tür zu einem Musiktheater auf anspruchsvollem Niveau war offen. Das etwas kitschige Bühnenbild und die Lichterwelt gaben den richtigen Rahmen, die Dartsteller:innen waren lustvoll und zeitgemäss kostümiert und die passenden Requisiten rundeten das ganze Bild ab. Die Sänger:innen verstanden es die Geschichten spielerisch umzusetzen und sich gekonnt ins Licht zu rücken. Musikalisch überzeugten sie alle in ihren Rollen und es war ein Genuss ihnen zuzuhören. Tobias Engeli setzte die Operette musikalisch mit viel Respekt vor der Welt des Wiener Walzerkönigs Johann Strauss um und schuf so mit dem Orchester und dem Chor eine Klangwelt, die im Einklang mit dem Spielgeschehen stand. So bereitete er den Solist:innnen und dem Chor den Boden und es war Musik, die überzeugte und Freude machte zuzuhören. Die Sänger:innen brillierten mit ihrem Gesang und das Ballett setzte in seiner Leichtigkeit mit einzelnen Sequenzen einen wohltuenden Lichtblick ins Geschehen.
Die Operette «Die Fledermaus» ist neben dem musikalischen Genuss auch eine Komödie um Seitensprünge, Macht, Verkleidungen, Maskierungen und Demaskierungen. Das brachten die herrlichen Dialoge mit einer feinen Dosis an Humor, Verrücktheit und einem Schuss Schrägheit zu Tage. Es war ein Genuss den Gesprächen zuzuhören und konnte erfahren, dass man stets bemüht war mit Charme für sich Gewinn herauszuholen. Der Dialog zwischen Gefängsdirektor Frank (Erich Bieri) und dem Gefängniswärter Frosch (Beat Gärtner) war so verwirrend wie nur gesellschaftliche Verhältnisse sein können.
Es sind aber nicht die Solist:innen, das Orchester oder der Chor und die einzelnen Charaktere, welche «Die Fledermaus» zum Erlebnis machen, sondern dass sich das ganze Ensemble gefunden hat und in Einklang steht. So ist der Abend eigentlich nicht nur für Operettenfans gedacht, sondern ein Moment, der einem den Alltag vergessen lässt.
Richard Wurz
19. März 2023
Bilder: André Juchli, inkognoto
Die Operette «Die Fledermaus» wird bis 13. Mai im Casino Bremgarten aufgeführt. Tickets und weitere Informationen unter www.operette-bremgarten.ch