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Der Künstler Werner Casty in seinem Atelier.
Kultur
Neun Künstler:innen thematisieren in der Ausstellung «Rolling Stones» im Singisen Forum Muri das Thema Landschaftsveränderung – im Gespräch der Künstler Werner Casty.
Datum: 22. November 2023

Mit dieser Ausstellung in Verbindung zu stehen sei für ihn sehr spannend, meinte Werner Casty im Gespräch, denn die Landschaft als Ganzes sei für ihn ein Thema, das seit längster Zeit in seine Arbeiten einfliesse. Im Bündnerland geboren und aufgewachsen stünden ihm die Berge, die Natur und die Begebenheiten in der Landschaft sehr nahe. «Ich bin viel wandernd unterwegs, möglichst fünf Tage am Stück und einfach ‹d'Obe sii› und nicht ins Tal hinuntergehen.» Er habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass einfach einige Tage in den Bergen sein, ein ganz neues Feld sich öffne. Das im Rhythmus laufen und atmen, helfe alles zurückzulassen und vereinfache vieles, hielt Werner Casty fest. Wenn man mehrere Stunden am Stück laufe, gehe es nur um sich selbst und jeder der nächsten Schritte bekomme seine Wichtigkeit. Er habe begonnen anders zu sehen und habe einen Blick entwickelt, der losgelöst wirkt und die Frage stelle, «wie und was sehe ich».

«Das andere wird einfach wichtig, das Nebensächliche.»

Werner Casty

… das neben dem Weg
Das Grundmaterial für seine Arbeiten hole er sich auf seinen Wanderungen mit Beachten, auf- und wahrnehmen und im Skizzenbuch oder mit analogen Fotos festhalten. Dabei nehme er eine grosse Freiheit wahr, das aufzunehmen, was er sehe – den Moment, der ihm auffalle. «Dabei interessiert mich aber nicht das Grandiose, sondern das, was neben dem Weg ist.» Die Fotografien würden als Dias geordnet gesammelt und wenn ihn ein Thema bewege, könne er auf diese zurückgreifen. Er sammle im Voraus, ohne schon zu wissen, was geschehen werde. Angesprochen auf Caspar Wolf, hielt Werner Casty fest, dass dieser ein hervorragender Berglandschaftsmaler gewesen sei, aber auch Ehrfurcht vor den Bergen gehabt habe, die leider ein bisschen verloren gegangen sei. Wenn man aber in den Bergen genau hinschaue, die Kleinigkeiten wahrnehmme, dann bekomme die Berglandschaft als Hintergrund wieder ihre Bedeutung und vielleicht auch die Ehrfurcht. Mit seinen Bildern habe er keine pädagogische Absicht, denn er überlasse es jedem Einzelnen, was er sehen will. Was und wie er die Gedanken, das Gesehene in seinen Bildern umsetze, setze sich aus vielen Faktoren zusammen. Mit seinen Arbeiten wolle er nicht sagen, was man sehen muss, sondern das Bild, das für ihn stimme, wirken lassen. «Ich werte nicht, sondern beobachte nur und stelle einfach fest, wie es jetzt ist und erinnere mich, wie es war.»

Für ihn sei das Sehen das Wesentlichste und dabei die Veränderungen der Landschaft wahrnehmen. Das Sehen habe sich aber in den vergangenen Jahren verändert, aber auch das Umfeld, in dem man sich bewege, betonte Werner Casty. Er sei ein bisschen gelassener geworden und habe eine gewisse Distanz gewonnen. Der Druck zu tun sei weg und er mache nur noch, was er wolle. Aber den Griffel aus der Hand geben, könne und wolle er nicht. «Ich will aber noch mehr von Unwichtigem weglassen und noch tiefer in meine Arbeit hineingehen.»

Richard Wurz
22. September 2023
Bilder: Richard Wurz