Am Werkstattkonzert der Akademie Neue Musik am Künstlerhaus Boswil brachten die Teilnehmenden unter der Leitung von Szymon Bywalec die Klänge der Stimme und Instrumenten verbunden mit Bewegung in Einklang.
Man muss der künstlerischen Leiterin der Akademie, Stefanie C. Braun, zustimmen, wenn sie im Vorwort zum Konzert festhält, dass man Ohren und Augen öffnen müsse für Neues und Ungewohntes. Mit Verlaub sei angefügt, dass einem das Werkstattkonzert die Fülle einer «anderen» Musikwelt bot, es aber auch gewöhnungsbedürftig und eine Herausforderung war. Man musste bereit sein, sich auf etwas Neues einzulassen, hineinzuhören und mitzuerleben, dann wurde die Performance zu einem Erlebnis, die Spuren hinterlässt. Es war nicht Musik, die einfach existiert, sondern im Konzert wächst und sich immer wieder neu findet, obwohl sie schon war.
Disziplinen trafen sich
Der erste Teil des Konzertes fand im Treppenhaus des Künstlerhauses, dem Ort, wo sich während des ganzen Jahres die Künstler:innen einfinden um nachzudenken, zu ruhen, zu arbeiten, zu üben und sich zu begegnen. Die Musiker:innen und Sänger:innen liessen mit den Werken «Lethargy for female voice and ensemble» von Alina Dzięciol (*1998) und «The Alphabet oft he Ars Brevis for 2 male voices» von Agata Zubel (*1978) eindrückliche Schwingungen entstehen. So wurde das Künstlerhaus im tiefsten Sinn des Wortes zum Ort der Musik.
Der nächste Begegnungsort war das Foyer, wo die Percussionistin Aya Masui mit einem sagenhaften Trommelwirbel das Werk «Mono-drum for solo Bass Drum» von Agata Zubel interpretierte und einem verzauberte. Danach liessen die Musiker:innen in der Alten Kirche Töne, Stimmen und Geräusche entstehen, die sich immer wieder als Ganzes fanden. Zur Aufführung kamen die Werke «pereunt soni, scribi non possunt for performers» von Ron Katzmann (*2000), «une chambre au couvent - scéne dramatique pour deux solistes, orateur et ensemble» von Emre Şener (*2001), «I funerali dell’anarchico Serantiti» von Francesco Filidei (*1973) und «Movement I for chamber ensemble and voices» von Jan Pawel Przegendza (*1996) einem eine Neue Welt entdecken. Mit dem gefühhlsmässig nachhaltig wirkendem Werk «Le Foyer - for 7 visible musicians, 4 invisible musicians, and stereo electronics» von Vasiliki Legaki (*1976) schloss das Werkstattkonzert, das hoffentlich keine Einmaligkeit war.
Richard Wurz
29. Januar 2023
Bilder: Richard Wurz