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Haben Sie gewusst, dass die Weihnachtsgeschichte eine Fluchtgeschichte ist?


home tab weihnachtsgeschichte2Erinnern Sie sich noch an die traditionelle Weihnachtsgeschichte, die davon erzählt, dass Josef, nachdem die vielen Gäste dagewesen waren und dem Jesuskindlein Geschenke vorbei gebracht haben, ein Engel erschienen ist. Dieser Engel riet Josef dringend, seine Frau und das Kind auf den Esel zu packen und nach Ägypten zu flüchten.

Eine Familie auf der Flucht
Noch mitten im Kindbett, so muss man annehmen, musste Maria bereits weitere Strapazen auf sich nehmen. Dazu kann man in der Bibel nichts nachlesen. Allerdings kann wohl jede Mutter in der heutigen Zeit ungefähr abschätzen, was es wohl heissen mag, kurz nach der Entbindung mit nicht zu verachtenden Unterleibsschmerzen auf einen Esel zu sitzen und in ein fremdes und unbekanntes Land zu flüchten. Ganz ohne die Unterstützung der Verwandtschaft musste das junge Paar mit der neuen Situation zurecht kommen. Da waren keine stolze Grosseltern und Tanten und Onkel, die ihr helfend unter die Arme griffen und das weinende Jesuskind abnahmen, es in den Schlaf wiegten und trösteten. Auch für Josef war dies eine schier unlösbare Aufgabe. Zum Vater geworden musste er sofort für die Sicherheit seiner jungen Familie sorgen. Er musste in ein Land flüchten, das ihm unbekannt war. Hier wartete keine Arbeit auf ihn, niemand hatte ihn gerufen. Alleine das Vertrauen in Gott gab ihm die Sicherheit, dass dieses Unternehmen wohl unter einem guten Stern stand.

Was wäre wenn?
Wenn man so in der warmen Stube sitzt und gerade zu den Festtagen solche Gedanken spinnt, fragt man sich manchmal, wie man selbst unter diesen Umständen mit dieser Aufgabe umgegangen wäre. Hätten wir so viel Vertrauen in uns selbst gehabt und den Schritt gewagt? Hätten wir auf den Engel, auf die innere Stimme gehört und ihr vertraut? Ich kann die Frage leider weder mit ja noch mit nein beantworten, denn ich weiss die Antwort nicht. Allerdings wenn ich auf die aktuelle Situation in der Welt blicke, dann muss ich leider feststellen, dass auch an der jetzigen Weihnachten immer noch viel zu viele Menschen auf der Flucht sind. Für sie alle ist der Wegzug in ein fremdes Land die einzige Hoffnung auf ein besseres Leben, auf eine Zukunft überhaupt.
In diesem Sinne hat die Weihnachtsgeschichte nichts an Aktualität verloren. Noch immer sind die Menschen aus den verschiedensten Gründen auf der Flucht, wollen einfach ihr eigenes, nacktes Leben retten, die Hoffnung auf eine Zukunft haben. Und wir in der warmen und sicheren Stube sind aufgefordert nicht einfach weg zusehen, sondern uns vielleicht auch einmal zu fragen, wie es denn uns in einer solchen Situation gehen würde und zu überlegen, was denn unter Umständen uns helfen könnte. Da sollten wir ansetzen. Manchmal sind es die ganz kleinen Gesten, die bereits ein bisschen mehr Zufriedenheit in diese Welt bringen.

Offen durch die Welt gehen
Es geht nicht einfach darum, den Geldbeutel zu öffnen und einen Obolus zu spenden. Sondern es geht darum auch hier in der «sicheren» Schweiz die Augen und Ohren zu öffnen und einmal auf unkonventionelle Art und Weise einfach Gutes zu tun ‒ wenn es nur ein Spaziergang mit dem Hund der älteren Nachbarin oder des älteren Nachbars ist, die sich bei Schnee und Eis nicht mehr nach draussen trauen. Oder ein Säckli mit selbstgebackenen Guetzli für die Familie von nebenan, bei der Mann und Frau täglich arbeiten müssen, damit es für alle reicht. Ja, das hat mit der eigentlichen Fluchtgeschichte nichts mehr zu tun, dafür aber umso mehr mit dem Gedanken von Weihnachten. In diesem Sinne recht schöne Festtage!

Bettina Leemann
24. Dezember 2017
Bilder: Bettina Leemann

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