«Frühkindliche Sexualität – ein interessanter Informationsabend in Muri.
Kinder fangen relativ schnell nach der Geburt an mit den Händen zu spielen.Später kommen Spielsachen aber auch der eigene Körper dazu. Ein natürlicher Umgang im Elternhaus sei dabei sehr wertvoll für die Entwicklung, erläuterte die verantwortliche Organisatorin und langjährige Mütter- und Väterberaterin im Bezirk Muri, Doris Streit, in ihrer Begrüssung zur Informationsveranstaltung «Frühkindliche Sexualität – spielend die Welt entdecken», welche auf grosses Interesse stiess.
Jacqueline Kalberer und Daniela Scherrer, beide Masterabsolventinnen Sexologie, führten anhand illustrierter Kinderfragen einen lockeren und humorvollen Dialog mit dem Publikum, diskutierten Vorgehensweisen und gaben Tipps zu verschiedensten Situationen aus dem Elternalltag. Die Fragen der Kinder zu decodieren, zu überlegen, was dahinterstecke, den Kindern Spielraum zum Ausprobieren zu lassen und ihnen zu vertrauen, waren nur drei von vielen wertvollen Empfehlungen des Abends.
Ganz normal
Die Informationsveranstaltung lieferte Ideen und Impulse wie Eltern die frühkindliche Sexualität begleiten können, regte an, mit den Kindern über Sexualität zu reden und zeigte auf wie man diese Gespräche gestalten könnte. Es sei ganz normal und ein ausgesprochen gesundes Verhalten, wenn Kinder sich selbst erfahren und ausprobieren. Allerdings müsse den Eltern wohl dabei sein. Eine gute Reaktion, wenn man in einer Situation unsicher sei, sei Fragen zu stellen, warum das Kind etwas mache, ob es das gut finde und wie es darauf komme. Auch solle man nicht vergessen, dass kindliche und erwachsene Sexualität sich grundsätzlich unterscheiden. Der Umgang des Kindes mit seinem Körper und seinen Bedürfnissen sei spielerisch, spontan, neugierig und unbefangen. Erwachsene hingegen neigen dazu, Sexualität aufgrund bestimmter Fantasien oder «Drehbücher» auf das das weite Feld des Geschlechtsverkehrs zu reduzieren.
Um sich selbst erfahren zu können, sollten die Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben, die eigene Stimmgewalt erleben dürfen und dafür genügend Raum haben, so Jacqueline Kalberer. Lustvoll mit Wasser, Sand und Dreck zu spielen sei ebenso wertvoll wie Wertschätzung zu erleben, offen zu sein für neue Entdeckungen am Körper, egal wo diese seien. Auch das Spielen mit und Zur-Schau-Stellen von Genitalien sei absolut normal und dürfe sein. Wenn den Eltern in gewissen Situationen jedoch unwohl sei, empfehlen die Referentinnen, das Kind ruhig aus der Situation herauszunehmen, lustvolle Alternativen anzubieten. Als Erwachsener dürfe man nämlich durchaus auch einschränken und klare Regeln formulieren.
Den eigenen Körper wertschätzen
Kinder sammeln neue Erfahrungen anfangs mit allen Sinnen. Sie riechen, schmecken, tasten, berühren, hören. Sie wechseln zwischen Anspannung -Weinen- und Entspannung -Schlafen-, Fähigkeiten, welche für die sexuelle Entwicklung enorm wichtig seien. Sie interessieren sich für das andere Geschlecht, da werde gezupft, ertastet und entdeckt. Im Alter von 3 Jahren würden sich die Kinder ausprobieren, sich kennenlernen, seien kreativ und phantasievoll. Grundsätzlich habe die kindliche Sexualität einen ganz eigenen Fokus, da Kinder Dinge nach ihrer eigenen Logik verknüpfen. Sie bewegen sich in ihrem Umfeld, generieren Wissen und provozieren auch. Sie beginnen, Beziehungen zu knüpfen, erleben Gefühle, haben Phantasie, lernen soziale Regeln kennen, haben Auseinandersetzungen auf körperlicher und sozialer Ebene, lernen Probleme zu lösen und haben unzählige Fragen – auch nach ihrem Körper.
«Geschlechtsteile dürfen benannt werden, alles was einen Namen hat ist uns nicht fremd und stärkt den Bezug zum eigenen Körper», betonten Jacqueline Kalberer und Daniela Scherrer immer wieder, denn Kinder sollen den eigenen Körper als etwas Wertvolles kennenlernen, damit sie ihn später beschützen können.
Susanne King
27. Oktober 2017
Bild: Susanne King
Beratung: Mütter- und Väterberatung Muri, Bahnhofstrasse 7A,