Liebes Christkind, ich beneide Dich ein bisschen …
… denn Du bist in einer sehr privilegierten Lebenslage. Du musst Dich als bezaubernde Lichtgestalt nicht um Beruf, Gleichstellung, Kinder, Haushalt und alle gesellschaftlichen Verpflichtungen kümmern, die hier auf Erden allesamt auf den Rücken der Frauen und Männer abgelagert sind. Obwohl man eigentlich wissen müsste, nein im Grunde genommen weiss, würde vieles im Alltag bei einer einigermassen gerechten Verteilung der Ansprüche, Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten für alle eine Erleichterung sein und zu einem gesunden und befreiendem Leben führen. Liebes Christkind, kannst Du mir erklären, warum man immer wieder nach Frauenförderung ruft und gleichzeitig den Frauen eigentlich nicht zutraut Führung in Familie und Wirtschaft zu übernehmen ‒ und warum die Männer aufgefordert werden, sich in der Familienarbeit stärker zu engagieren, obwohl man ihnen dies letztlich gar nicht zumutet. Liebes Christkind, sage jetzt nicht, das stimmt nicht. Leider schon, denn man streitet sich zurzeit darüber, ob eine alternierende Obhut der Kinder überhaupt denkbar sein könnte. Die Männer und somit die Wirtschaft und Politik mögen schon, wenn sich die Frauen engagieren, aber bitte zuerst Haus, Kinder, Küche und Bett und dann vielleicht... Liebes Christkind, ich weiss, Du kannst es nicht ändern, aber vielleicht hilft ein Lichtstrahl von hoch oben das Denken hier unten in Bewegung zu bringen.
Richard Wurz
12. Dezember 2017
Bild: Richard Wurz