19. Dezember – Entscheidend
Theaterleute, sagt man, seien abergläubisch. Und es ist nicht von der Hand zu weisen. Was da alles Unglück bringen kann: Pfeifen hinter der Bühne, eigenen Schmuck tragen, Applaus an der Generalprobe, den Namen des «schottischen Stücks» laut aussprechen…
Und auch ausserhalb des Theaters gibt es viel Aberglaube. Ein bekannter ist der Freitag, der 13., der Unglück bringen soll. Und wenn ich auch normalerweise nichts von diesem Aberglauben halte: Dieser Freitag, der 13., hatte es in sich. Der 13. März 2020.
In einer kurzen Telefonkonferenz über Mittag (einige Stunden vor dem Entscheid des Bundesrates) fällte der Vorstand des Kellertheaters, zu dem ich auch gehöre, den Entscheid: Die Aufführungen von «Macbeth» – vorhin besagten schottischen Stücks – werden abgebrochen. Für mich hiess dieser Entscheid: Abschied nehmen von der Hexe, meiner Rolle in diesem Stück. Und vom Stück selber. Die «Hexe 2» – sie trägt keinen Namen im Skript – und das Stück Macbeth sind für mich das Highlight meines bisherigen Theaterschaffens. Wie unbeschwert wir uns in der Probezeit und zu Beginn der Aufführungszeit im engsten Kontakt bewegen konnten! So wird für mich 2020 nicht nur als das «Corona-Jahr» in Erinnerung bleiben, sondern auch als mein «Hexen-Jahr».
Wir alle mussten dieses Jahr viele Entscheidungen treffen. Viele davon trafen wir ohne wirklich zu wissen, wohin die Reise führt. Egal ob Kleintheatervorstandsmitglied, Chorleiterin, Unternehmer oder Politikerin: So ganz genau wusste es eigentlich niemand. Wir konnten nur hoffen, das Richtige zu tun.
Und so wünsche ich uns allen fürs nächste Jahr: Viel Mut, Entscheidungen zu treffen, aufgrund der Informationen, die wir haben. Den Mut, Entscheidungen zu vertreten und zu argumentieren. Den Mut, Entscheidungen zu verändern, wenn sich die Informationslage verändert. Und bei jeder Entscheidung das Bestmögliche im Sinne zu haben.
Patrick Honegger
Vorstandsmitglied Kellertheater Bremgarten
Bild: Pascal Eichenberger