Nicht immer ist es einfach, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Sich über aktuelle Geschehnisse eine kompetente und eigene Meinung zu bilden, das hängt unter anderem davon ab, wie man zu Informationen kommt und wie diese aufbereitet werden. Dabei kommt denjenigen Personen, welche die Informationen für andere zugänglich machen eine wichtige Stellung zu, denn sie entscheiden, was sie für wichtig halten oder nicht respektive was die LeserInnen zu lesen haben. Diese Aufgabe der Verbreitung einer aktuellen Berichterstattung übernehmen zu einem wichtigen Teil auch heute noch Journalisten, die für Medienhäuser arbeiten. Sei dies nun im Print- oder im Online-Bereich.
Diese Woche haben nun die beiden Verlagshäuser AZ-Medien und die NZZ-Mediengruppe beschlossen, in einem Joint-Venture, sprich einer gemeinsam geführten Firma, die aktuell noch keinen Namen hat, zusammenzuarbeiten. Ausgenommen von diesem Zusammenschluss ist die «Alte Tante» NZZ selbst und ihre Sonntagszeitung. Ansonsten werden alle Titel von der BZ Basel über die Aargauer Zeitung bis hin zur Luzerner Zeitung und dem St. Galler Tagblatt von diesem Joint Venture gesteuert. Tamedia hat diese Art von Deal vorgemacht, mit der Übernahme der Westschweiz. So gesehen wird es in Zukunft nur noch wenige Verlagshäuser geben, welche in der Deutschschweiz den regionalen Journalismus kontrollieren werden. Welche das sind, mögen Sie sich nun vielleicht fragen. Nun, die Ringier, Tamedia, das namenlose Joint Venture, und die BaZ. Was dies wohl bedeuten mag? Nun, lassen Sie mich einmal spekulieren. So «unwichtige» Themen wie Kultur und soziokulturelle Themen werden in Zukunft von einer Zentralredaktion bestimmt und müssen die Menschen von Basel bis St. Gallen interessieren. Da liegt es auf der Hand, dass ganz viele Themen über die Klinge springen müssen, weil zu lokal, zu unbedeutend, zu wenig relevant. Auch die Argumentation, dass man in den Regionen weiterhin stark sein will, dazu fehlt mir leider der Glaube. Wozu das führt und was schliesslich noch Platz hat, haben wir in den letzten Jahren bei der Aargauer Zeitung schon mehr als erleben dürfen. Ganz schleichend und bestimmt nicht unmittelbar, werden Leute eingespart, weil sie den Wohnsitz nicht wechseln wollen oder können, weil sie pensioniert werden, das ist doch alles nichts Neues! Kontinuierlich wird aus der vielgelobten Vielfalt ein Einheitsbrei und dieser wird einfach praktisch unkommentiert hingenommen. Fehlt nur noch, dass politische Strömungen beginnen Verlage zu kontrollieren und dann sind wir nicht mehr weit davon entfernt, was im nahen und weiteren Ausland längst zum Alltag geworden ist, nämlich dass einzelne Machthaber den ganzen Informationsfluss steuern und es immer schwieriger wird, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Bettina Leemann
10. Dezember 2017
Bild: Bettina Leemann