Man(n) hat's verdient
Den Frauen gehören alle Geschenke, dabei sollte aber mann nicht vergessen gehen, obwohl er sich vielfach eigenmächtig selbst beschenkt. Und dieses Jahr braucht mann keine Weihnachtsgeschenke mehr, denn zumindest seine Vertretung in Bern hat für schweizerische Verhältnisse historisch gesehen eine Jahrhunderttat vollbracht. Mit Genugtuung und Stolz nehmen die Politiker für sich in Anspruch, etwas Einmaliges, ja Grosses geleistet zu haben. Mit Verlaub, liebe Frauen, aber ein bisschen sind Sie schon stolz auf Ihr eigenes Tun und Lassen und die wohlwollende Unterstützung der Männer im Parlament. So haben Sie, liebe Leserin, sicher auch ein verständnisvolles Lächeln übrig, wenn diese da und dort sich über die Figur, das Aussehen und die Kleidung der Bundesrätinnen glauben äussern zu müssen. Allerdings sollte es Sie hellhörig machen, denn damit bringen die Männer ihr eigenes Bedürfnis zum Ausdruck, rund herum eine gute Figur zeigen zu können. Wenn Sie dies erkennen vermögen, dann ist Ihre Chance gekommen dem männlichen Geschlecht ein Weihnachtsgeschenk mit Inhalt zu machen. Natürlich gilt es eine hohe psychologische Schwelle zu bewältigen, denn was frau langsam loswerden will ‒ die Körperzwänge ‒ will mann für sich beanspruchen. So hat mann endlich entdeckt, dass er nur wer ist, wenn sein Körper von Kopf bis Fuss perfekt ist. So haben Sie, liebe Leserin, ein breites Angebot zur Verfügung, diese Wünsche zu erfüllen. Die Kosmetikindustrie strotzt von Produkten, damit mann Tag und Nacht den richtigen Duft ausstrahlt und gut geschminkt zur Arbeit geht. Ein wöchentlicher Besuch des Fitnesscenters genügt nicht und als Vorgabe können Sie hier noch angeben, dass es nicht für die Eitelkeit ist, sondern für die Gesundheit. Je nach Ihrem Budget wäre dann die Schönheitsoperation fällig, denn seine Augenlider und die Nase müssen dringend korrigiert werden, das Fett absaugen kann noch hinausgeschoben werden.
Mit Verlaub, liebe Leserin, sei Ihnen gesagt «Nehmen Sie es gelassen», denn mann hat sich doch schon mit Ihrer Hilfe selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht. So kann er noch in 30 Jahren mit Stolz davon erzählen, wie er im Jahre 2018 in Sachen Frauenförderung und Gleichstellung grosszügig war, gewährte er doch in einem Zug gleich zwei Frauen den Einzug in den Bundesrat.
Richard Wurz
9. Dezember 2018
Bild: zVg