Auf der Wanderschaft
So als intensiven Wanderer verbunden mit allen Strapazen würde ich mich nicht mehr bezeichnen, aber so ein bisschen Flanieren schon ‒ und in dieser Zeit darf man das mit dem an die Türe klopfen schon ernst nehmen.
Alles ist mir aus meiner Kindheit nicht in Erinnerung geblieben, aber die feinen Guetzli aus Mutter's Küche schon. Leider hat sie es versäumt, mir die hohe Kunst des Guetzlibackens beizubringen. Es sei nicht verschwiegen, aber alle Versuche in den vergangenen Jahren zeigten unmissverständlich meine Grenzen auf und wiesen darauf, es besser sein zu lassen. Doch einfach aufhören Guetzli zu essen kann ich nicht zulassen, sie aber einfach in irgendeinem Geschäft käuflich erwerben, geht auch nicht. Alleine die Blicke der anderen im Laden Anwesenden wäre unerträglich, sagen sie doch deutlich: «Was, nöd emal Guetzli bache cha dä.»
Die Rettung war die Einsicht, dass viele von Ihnen, liebe Leserinnen und vielleicht auch Leser, begnadete GuetzlibäckerInnen sind. Natürlich ist der Rückschluss auf die Zeit von anno dazumal, gemeint ist die Weihnachtszeit, schon sehr gewagt und ein bisschen weit hergezogen. Aber damals waren Maria und Josef auf der Wanderschaft und klopften an die verschiedenen Haustüren, suchten sie doch eine Unterkunft und fanden eine. Also müsste ich eigentlich nur die beiden als Vorbild nehmen, mich auf die Wanderschaft machen und an die verschiedenen Haustüren klopfen. Nein, keine Angst liebe LeserInnen, ich habe eine Unterkunft, mir fehlen nur die Guetzli.
Nach längerer Rücksprache mit meinen beiden Vorbildern kam ich zur Einsicht mein Vorhaben sein zulassen ‒ so haben Sie Ihre Ruhe, ich wohl keine Guetzli, aber auf etwas kann man ja auch verzichten.
Richard Wurz
18. Dezember 2019
Bild: zVg