Wunschzettel
Liebes Christkind, für die kommenden Weihnachten wünsche ich mir ... ja, was wünsche ich mir denn?
Ich habe doch schon alles. Oder sollte ich mir wünschen, dass wir Menschen ein Mittel gegen die Klimaerwärmung finden. Die Nahrung endlich gerecht auf der Welt verteilt wird, die Armen nicht immer ärmer und die Reichen nicht immer reicher werden und natürlich nicht zu vergessen, Frieden für alle? Seien wir doch ehrlich, das ist Augenwischerei. Womit ich nicht gesagt haben will, dass man sich solche Dinge nicht wünschen darf. Aber in Erfüllung gehen sie ganz bestimmt nicht. Vielleicht sollten wir alle endlich dazu übergehen, uns Dinge zu wünschen, die auch tatsächlich erfüllbar sind. Also her mit dem neuen Smartphone, der neuen Küchenmaschine, dem Staubsauger der selber saugt, dem Roboter, der meinen Kindern die Hausaufgaben erklärt und so weiter.
Nein, auch so geht es nicht! Immer mehr, immer grösser, immer besser, immer mehr Leere, Einsamkeit und Sinnlosigkeit ist der Preis, den wir dafür bezahlen. Wenn sich die Geschenke unter dem Christbaum türmen, dann heisst das noch lange nicht, dass Weihnachten in unseren Herzen angekommen ist. Kindern und Erwachsenen geht es da gleich. Nach dem x-ten Geschenk beginnt man sich zu langweilen, ist übersättigt und gleichzeitig doch so hungrig. Hungrig nach gemeinsamen schönen Momenten, gemeinsamer Zeit. Daher steht auf meinem Wunschzettel.
Liebes Christkind für die kommenden Weihnachten wünsche ich mir Zeit der Aufmerksamkeit, Zeit zum Zuhören, damit mein Umfeld sich getragen fühlt und nicht mit Leere abgespeist wird.
Bettina Leemann
20. Dezember 2018
Bild: zvg