Die Sache mit der Hoffnung
Sie kennen bestimmt das Sprichwort: «Die Hoffnung stirbt zuletzt.» Ganz nach diesem Motto werden wir in diesem Jahr Feiertage der anderen Art begehen müssen.
Die Verschärfungen der Massnahmen sind in aller Munde und bestimmen unseren Alltag. Längst mögen wir das Wort «Corona» nicht mehr hören. Die Hoffnung, ein «normales» Weihnachtsfest feiern zu können, feiern zu dürfen, hat sich zerschlagen. Diese Feiertage werden bestimmt anders werden und so dem allerersten Weihnachtsfest ganz besonders nahe –auch damals war alles anders.
Maria und Josef fanden keine Herberge, Jesus wurde in eine Futterkrippe gelegt, anstatt in ein Babybett und trotzdem war es etwas Besonderes, etwas Grosses. Es musste viel improvisiert werden, doch die Menschen fanden zum damaligen Zeitpunkt Mittel und Wege, es trotzdem stimmig zu machen. Dieses Improvisationstalent ist nun auch in diesem Jahr besonders gefragt. Wir müssen uns wohl oder übel von «perfekten» Weihnachtstagen verabschieden. Kein grosser Familientisch, kein grosser Gottesdienst in den Abendstunden. Es wird wohl das Fest der Individualisten. Wir müssen es quasi wie neu erfinden. Jeder muss sich selbst darauf besinnen, was ihm denn an diesen Feiertagen wichtig ist.
Keine einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass bis anhin die grossen Worte «Gesellschaft», «Kapitalismus» oder auch «christliche Religion» uns die Leitplanken vorgegeben haben, wie man die Feiertage zu feiern hat, sofern man sich denn diesen überhaupt unterordnete. Nun ist aber sozusagen staatlich verordnet, dass Weihnachten nur im kleinsten Rahmen stattfinden soll. Maximal zwei Haushalte sollen zusammenkommen dürfen, um gemeinsam das Fest der Liebe zu feiern. Es ist eine riesige Herausforderung, der man sich da stellen muss. So viele Menschen wie nie zu vor werden in diesem Jahr die Feiertage alleine verbringen müssen, weil die sozialen Kontakte eingeschränkt sind. Das verlangt von allen viel und ist gerade in dieser Zeit nicht einfach.
Doch dieses eine sei an dieser Stelle festgehalten. Man kann die Feiertage auch als Tiefpunkt oder besser als Wendepunkt ansehen, denn es ist auch die Zeit der Wintersonnenwende. Nach diesen Feiertagen werden die Tage wieder länger und heller. Wir starten in ein neues Jahr und das Schreckgespenst «Corona» kennen wir mit jedem Tag besser und lernen damit umzugehen. Das neue Jahr bringt Chancen und vor allem auch Hoffnung, denn diese stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Bettina Leemann
20. Dezember 2020
Bild: Bettina Leemann