Alle Vögel sind schon da….
Unwahr! In zweifacher Hinsicht! Wem käme es denn in den Sinn, jetzt, im Monat, der voll und ganz von Weihnachten besetzt ist, ein Frühlingslied anzustimmen? Dabei können die aktuellen, zeitweise nicht ganz saisonalen Temperaturen ja schon dazu verleiten in zukünftige oder vergangene Jahreszeiten abzuschweifen.
Und zweitens gibt es noch die andere Sache, nämlich die von den Vögeln, die eben nicht da sind! Obwohl sehnlichst erwartet bleiben sie aus! Auf meiner Terrasse steht eine Futterstation, wohl ausgestattet mit modernster Futtersäule und altehrwürdigem Vogelhaus, aufgefüllt mit Biofutter völlig sinnlos und im wahrsten Sinne des Wortes für die Katze da. Ich kann meine Nase an die Fensterscheibe drücken, Stossgebete voller Inbrunst zum Himmel senden, nichts tut sich! Dereinst, in anderen Jahren, haben Scharen von Vögeln unterschiedlichster Art mein Herz vor Glück überschäumen lassen. Ja, wer mich kennt, weiss um meine Vorliebe. Ich mag Vögel. Wo sind sie?
Ist der Aufruf «Bleiben sie zu Hause» bis zu ihnen vorgedrungen, treffen sie sich so wenig wie möglich, oder sind sie gar, das wäre sehr besorgniserregend, in Quarantäne? Da bleibt mir nichts anderes übrig, als mich an meiner illustren Sammlung hölzerner, aus Karton, Stoff, Blech, Keramik, mit Rollschuhen ausgestatteten, an Sprungfedern wippenden, mit Pelzkragen bekleideten Karikaturen mit Flügeln und Schnäbeln, die meine Wohnung bevölkern, zu begnügen?
Leute, die ich mag oder die mich mögen, bereichern meine Sammlung stetig. Dankeschön! Nur, ich bin trunken vor Hoffnung auf den Tag, die Tage, an denen ich meine Futterstation auffüllen kann (mit Maske und gewaschenen, desinfizierten Händen wohlverstanden):
Advent (lateinisch adventus «Ankunft») – sie werden kommen!
Barbara Berner
Allrounderin, Bremgarten
7. Dezember 2020
Bild: Barbara Berner