Der beste Freund des Menschen ist bekanntlich der Hund.
Aufgewachsen in einem tierfreundlichen Haushalt mit Hund, Katze, Meerschweinchen, Hamstern, Kaninchen, auch schon mal mit Pferden und einem Esel war für mich schon immer klar, wenn ich erwachsen bin und irgendwann auch noch den Luxus von genügend Zeit habe, zieht ein Hund bei mir ein. Mit einem Vollzeitjob keine gute Idee, weshalb das Vorhaben auf die lange Bank geschoben wurde und irgendwann rationalen Überlegungen Platz machte. Was passiert mit dem Tier, wenn ich verreisen möchte? Man muss bei jedem Wetter raus, egal wie stürmisch, nass oder kalt es ist. Man muss die Hinterlassenschaften des Vierbeiners aufnehmen und oft kilometerweit zum nächsten Eimer tragen. Und nicht zuletzt bedeutet ein Hund wesentlich mehr Arbeit im Haushalt. Wer will das schon? Diese und andere Gedanken verscheuchten den Wunsch nach dem besten Freund fast vollständig bis mein damals etwa Siebenjähriger den Hund Roni kennenlernte. Roni, ein Galgo-Podenco-Mix aus einem spanischen Tierheim, gehörte einer befreundeten Familie und wickelte unseren Sohn im Eiltempo um die Pfote. Er hatte sein Herz verloren und das Thema «Ich möchte einen Hund!» hielt Einzug am Familientisch. Im Verlauf zweier Jahre wurde ich nicht müde zu erklären, dass die Arbeit letztlich an mir hängen bliebe. Schliesslich wäre ich für Hundeerziehung, damals waren Theorie- und Praxiskurse im Kanton noch obligatorisch, ausreichend Bewegung, Tierarztbesuche und das Putzen zuständig. Kaum war das Thema glücklich vom Tisch, begegneten wir Roni wieder und die Diskussion ging von vorne los.
An einem Tag im Sommer vor sechs Jahren platzte meinem Mann dann der sprichwörtliche Kragen. Er stellte uns vor die Wahl, entweder einen Hund zu adoptieren oder das Thema ein für alle Mal ruhen zu lassen. Es kam wie es kommen musste, wir haben uns für die Adoption entschieden. Und hier spielte uns dann der innere Gutmensch einen Streich. Statt uns einen Hund anzuschaffen, der stark menschenbezogen ist, nahmen wir eine zweieinhalbjährige Windhund-Dame aus Spanien bei uns auf. Ein äusserst sanftes Wesen im Umgang mit Menschen, aber in ihrer tiefsten Seele eben ein Jagdhund. Unsere Rut hatte also eine Geschichte, die sie über ein spanisches Tierheim in die Schweiz und schliesslich zu uns führte. Als ausgewachsener Hund hatte sie bereits ziemlich klare Vorstellungen davon, wie sich ihr Leben gestalten sollte und wir haben viel voneinander gelernt, die Zuständigkeiten im Laufe der Jahre geklärt.
Unsere «beste Freundin» liebt lange Spaziergänge und sorgt damit für die Bewegung ihrer Menschen und im Gegenzug sorgen wir für warme Schlafplätze, genügend Futter, Beschäftigung und ausreichend Streicheleinheiten. Und wenn sie dereinst über den Regenbogen geht, werden wir wohl nicht umhinkommen, uns über ihre Nachfolge zu unterhalten. Denn wider jegliche Vernunft geht ohne den «besten Freund» bei uns gar nichts mehr.
Susanne King
26. August 2017
Bild: Susanne King