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Es sei mir an dieser Stelle einmal die ketzerische Frage erlaubt, werter Leser, werte Leserin, wann Sie das letzte Mal einen Brief von Hand geschrieben haben.

 

Ja, ich erlaube mir diese Frage, auch wenn wir von freiamtplus mit Ihnen in der digitalen Welt kommunizieren. Denn eigentlich, so müssen Sie mir sicher Recht geben, hat so ein handgeschriebener Brief durchaus seinen Reiz. Und ich spreche nicht von einem formellen Brief, den man an eine Versicherung oder ein Amt schreiben muss. Denn einen solchen Brief würden Sie wohl kaum von Hand, sondern mit dem Computer schreiben.
Also zurück zu meiner Frage: Können Sie sich noch erinnern, wann Sie das letzte Mal einen Brief geschrieben oder auch erhalten haben? Eine Postkarte aus den Ferien, ja das liegt vielleicht noch drin. Eine kurz und knapp formulierte Geburtstags- oder Weihnachtskarte wohl auch. Und nicht zu vergessen die Beileidsschreiben, die das Leben von Zeit zu Zeit auch so mit sich bringt. Aber denken Sie einmal daran, wie schön es war, als man beispielsweise die Liebesbriefe noch per Post bekam. Für die Älteren unter uns sind das Erinnerungen aus längst vergessenen Zeiten, und für die Jüngeren kaum mehr vorstellbar.
Heute, wo solche Nachrichten via WhatsApp und Co laufen, ist alles innert Sekunden übertragen. Der Adressat kann es nicht nur sofort lesen, sondern ist schon fast verpflichtet, unmittelbar zu reagieren.
Ganz anders verläuft dagegen der postale Weg. Zum einen muss sich der Schreibende erst einmal überlegen, welche Gedanken er denn zu Papier bringen und formulieren will. Da muss daran gedacht werden, dass Worte durchaus missverstanden, falsch interpretiert oder verletzend sein können. Ausserdem muss man sich bewusst sein, dass der Brief, wenn er geschrieben und der Umschlag in den Briefkasten geworfen ist, nicht mehr zurückgenommen oder gelöscht werden kann. Ja und dann kommt die bange und lange Zeit des Wartens. Nicht nur bis der Brief den Adressaten erreicht, sondern vor allem auch, bis der Briefempfänger unter Umständen auf das Geschriebene reagiert.
Allerdings, und das wurde unzählige Male im Laufe der letzten Jahrhunderte bewiesen, gibt es eine ganze Reihe von Briefwechseln, die es durchaus in sich haben. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich die Menschen immer wieder Briefe geschrieben. Dabei sind nicht nur Liebesbeziehungen entstanden, sondern auch tiefe Brieffreundschaften über Standes- und Landesgrenzen hinweg.
So lassen sich aus diesen erhaltenen Briefen eine ganze Menge über die Persönlichkeit und die Gedankenwelt des Briefschreibenden herauslesen. Bemerkenswert ist auch, dass uns die Reaktion des Adressaten nur in den wenigsten Fällen erhalten geblieben ist. So birgt die Welt des Briefes immer auch ein Geheimnis in sich. Die eigene Fantasie, um sich die Reaktionen des Adressaten auszumalen, ist dabei stark gefordert.
Neben all diesen Schwierigkeiten, die ein Brief so mit sich bringen kann, sollte man aber nie vergessen, dass der Angeschriebene sich wohl in den meisten Fällen über das Geschriebene freuen wird.

Denn bitteschön – wer lässt sich nicht gerne ein auf ein philosophisches Gespräch oder auf ein romantisches Liebesgeflüster in Worten? Das kann überaus bereichernd und erfrischend sein.

Bettina Leemann
3. April 2017

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