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Bei den Kunstschaffenden im Atelier ist es Kreativität, bei uns in der Wohnung Unordnung.


home tab quer ordnungAlso neidisch werde ich beim Spaziergang durch das Städtchen Bremgarten ob all der Kunstobjekte nicht und verfalle auch nicht dem absurden Gedanken «das könnte ich auch». Hingegen kommen dann so Gedanken auf, dass man den KünstlerInnen stets neben ihrer Arbeit, in der sie Tun und Lassen können, was sie wollen, auch zugesteht, dass es zur Kreativität ein «gesundes» Mass an Chaos braucht. Diesen Luxus können wir gewöhnlichen Menschen von der Gasse uns nicht leisten, denn wir werden aufgrund unseres Grades an Ordentlichkeit in unserem Leben eingeteilt. Und dazu kommt noch die vor Jahren erfundene unselige Philosophie Räum-auf-und-alles-wird-besser, erfolgreich publizistisch umgesetzt, dazu. Da hilft der Gedanke nichts mehr, ob denn ein leerer Schreibtisch der Ausdruck eines leeren Geistes sein könnte. Es ist aber kein Plädoyer dafür, in seinen Wohn- und Arbeitsräumen einen Saustall zu pflegen, aber eine gewisse unaufgeräumte Umgebung kann durchaus zu kreativem Denken führen. Und da beginnt schon ein bisschen der Neid, dass die Kreativen etwas dürfen, was der im ordentlichen Alltag eingebundene Mensch nicht dürfen soll.
Also dieser Trend nach Ordnung und Wegwerfen von allem, was nicht glücklich macht, ist wohl der Wunsch der Gesellschaft, dass alles in geordneten Bahnen sein soll, sonst versperrt man Platz und schränkt sein Lebensglück ein. Was sollen diese Erinnerungsstücke aus vergangenen Zeiten, der unnötige Stuhl in der Ecke des Zimmers, auf dem meistens die Zeitungen liegen und die vielen Bücher, die einfach das Gestell füllen und einen gebildeten Eindruck der BesitzerInnen hinterlassen sollen. Also beginnen Sie endlich Ihre Räumlichkeiten zu räumen, denn mehr als einen Fünftel der vorhandenen Gegenstände inkl. Kleider brauchen Sie eh nicht. Danach haben Sie endlich Zeit über sich nachzudenken, anstelle des Drangs auf- und umräumen zu müssen. Und weisen Sie allem, was noch bleibt, einen klaren Platz zu. Leben Sie bespielsweise als Single, haben aber doch ab und zu Gäste und bekochen sie, dann sollen diese ihren Teller, das Besteck und die Gläser mitbringen und wieder nach Hause nehmen … Sie selber brauchen ja höchstens je zwei der Gegenstände. Und dann ist da noch die Sache mit den Kleidern. Die sollte man nach dem Ausziehen immer schön zusammen falten und in der richtigen Reihenfolge hinlegen. Warum? Nun ja, es könnte ja sein, dass Sie sich unerwartet schnell ankleiden müssen. Welch ein Chaos und unnötiger Zeitverlust, wenn alles durcheinander liegt. Auf der anderen Seite sollte man allerdings nicht unberücksichtigt lassen, dass bei einem möglichen Date, dem einen von beiden die Lust vergeht, bis der andere sein Hemd und seine Hose sorgfältig gefaltet und akkurat verräumt hat.
Ich wünsche eine schöne Aufräumzeit, nein, auf dass Sie vor lauter Auf- und Wegräumen nicht das Leben verpassen und dabei alle sichtbaren Erinnerungen unsichtbar machen, was sicher nicht gerade zu einem guten Lebensgefühl beiträgt.

Richard Wurz
9. September 2018
Bild: Richard Wurz

 

 

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