Kennen Sie diesen Ausdruck? Doch was geht tatsächlich und wann geht es eben nicht mehr und wird zuviel?
Es ist einer dieser lapidar ausgesprochenen Sätze: «Das ghat scho. Mer müend halt mal luege.» Wenn dieser Satz auch so schnell und unbedacht ausgesprochen ist, sollte er beim Gegenüber eine kleine Warnglocke aufleuchten lassen. Denn kommt dieser Satz, dann ist der Aussprechende häufig an seiner Grenze und weiss nicht wirklich, wie es denn gehen soll. Doch in unserer Gesellschaft ist Leistung gefragt, da kann man nicht so einfach einräumen, dass einem etwas zuviel wird, dass man etwas nicht mehr schafft. Das gilt nicht nur für den Job, in dem wohl viele von uns stecken und der uns alle mal an unsere Grenzen bringt.
Das gilt auch für das Zusammenleben im Privaten. Man hat das ganze Wochenende verplant und dann wollen die Kinder auch noch etwas. Da kommt der der Ausspruch wieder. Man will niemanden enttäuschen, die Hoffnung lassen, dass alles unter einen Hut zu kriegen ist, obwohl man eigentlich weiss, man müsste irgendwo absagen. Doch wo? Gar nicht so einfach, denn man will ja niemanden verletzen und hinzu kommt noch der eigene Ehrgeiz und Stolz, dass man das packen wird. Doch was passiert, wenn es irgendwann einmal nicht mehr geht? Wird man dann gnadenlos fallen gelassen, ist man dann nichts mehr wert, wenn man nicht mehr leisten oder neudeutsch gesagt abliefern kann?
Es sollte eigentlich nicht so sein. Wir alle haben ein Recht, eine Grenze zu ziehen und auch einmal zu sagen, dass etwas einfach nicht mehr geht. Doch bevor wir uns dazu durchringen können, dass es uns zu viel wird, müssen wir es uns selber eingestehen und das ist der allergrösste Schritt. Schwäche einzugestehen, ist nicht immer einfach, kann aber, wenn man den Mut dazu hat, unheimlich entlastend und befreiend sein.
Also, liebe LeserInnen, lassen sie sich nicht immer noch mehr aufbürden. Gerade jetzt, wo es langsam aber sicher in Richtung Weihnachtszeit geht, sagen sie ruhig auch einmal «Nein» ‒ nicht immer, aber ab und zu, wenn die Termine und Anfragen sie zu erdrücken drohen.
Bettina Leemann
7. November 2019
Bild: zVg