Das Lied ist ein Kulturgut.
In der Adventszeit hat so vieles seinen Platz, nur die christlichen Lieder scheinen immer wieder Anstoss zu erregen.Der erste Adventssonntag war für mich als Kind ein feierlicher Tag, denn man konnte sich darauf freuen, dass es gegen Abend eine gemütliche Familienrunde, meistens noch mit Gotte und Götti, gab, die sich um den Tisch setzte und das Leckere auf dem Tisch, von der Mutter liebevoll zubereitet, genoss. Der Vater zündete die erste Kerze an, erzählte eine kurze Geschichte und man sang die ersten Weihnachtslieder. Und das sei erwähnt, würdevoll musikalisch begleitet von meiner Schwester auf der Geige und mir auf der Blockflöte.
Der erste Adventssonntag war für mich aber auch der Auftakt für eine abwechslungsreiche Zeit. Man bastelte zu Hause und in der Schule an den Weihnachtsgeschenken herum, wollte man doch am Weihnachtstag brillieren. Überall sah man geschmückte Tannenbäumchen, sogar im Schulzimmer stand ein Adventskranz. Man übte die Weihnachtslieder ein, bereitete das Krippenspiel vor für die Eltern, Tanten, Gotte und Götti, wollte man doch das Beste geben … wohl mit dem Gedanken, dass das Weihnachtsgeschenk dann noch ein bisschen reicher ausfällt. Wie sich das heute so abspielt, weiss ich nicht so genau mehr, aber ich denke der Adventskranz und das Leuchten der ersten Kerze haben sicher da und dort noch ihre Bedeutung und auch das Krippenspiel respektive die Adventsfeier in der Schule. Und das stellt man immer wieder in Frage, empfindet es als störend, je nach kulturellem Hintergrund.
Neben vielen Entwicklungen und Veränderungen seit meiner Kindheit kamen auch Menschen in unser Land mit ihrer eigenen Sprache und Kultur. Dieses entstandene multikulturelle Leben wurde zur Herausforderung für uns alle, brachte aber auch viel Neues und Wertvolles. Man ist stets bemüht darum diese Menschen zu integrieren, an unserem Leben teilhaben zu lassen und unsere Kultur verständlich zu machen. Das ist unsere Verantwortung, aber es ist auch unsere Verantwortung das eigene Kulturgut zu pflegen und zu leben. Man kann von Religion halten, was man will, aber unsere Gesellschaft ist auf christlichen Grundwerten aufgebaut, hat uns geprägt und die damit verbundenen Feiern haben ihren berechtigten Platz. Und die Adventszeit basiert aus Sicht der Christen auf einer frohen Botschaft, von der in vielen Liedern erzählt wird. Das scheint aber immer wieder Angehörige anderer Religionen oder gar keiner Religion zu stören, sie fühlen sich beleidigt und nicht respektiert. Und so wird wie zum Beispiel an Schulen das musikalische Programm schön brav angepasst, anstatt dazu zu stehen, dass die Adventsfeier ihren Wert in einem christlichen Land hat.
Für mich steht und fällt die Adventszeit nicht mit dem Absingen von Liedern, aber sie sind eine Grundlage der Adventsfeiern. Daher sollen auch christliche Lieder gesungen werden dürfen und zwar ohne jegliche Einschränkung. Wenn aus Rücksicht auf die Befindlichkeit andersdenkenden Menschen einzelne Lieder gestrichen werden müssen, dann sollte man wenigstens so ehrlich und konsequent sein und die Adventsfeiern als Ganzes streichen.
Richard Wurz
1. Dezember 2019
Bild: Richard Wurz