Was geschieht, wenn ein Schreiberling ein Wort preisgibt und eine Malerin zum Pinsel greift – «Das gemalte Wort», ein Versuch sich in Wort und Bild zu finden und zu verstehen.
Beim Betrachten eines Bildes macht sich jeder seine eigenen Gedanken und dann kommen noch die Gedanken der Künstler*innen dazu. Manchmal findet man sich, manchmal nicht und das ist gut so, wenn man im gemeinsamen Gespräch bleibt. Die Künstlerin Karin Köpfli-Fehlmann, Bremgarten, und der Schreiberling Richard Wurz, freiamtplus, nehmen das auf und er setzt jede Woche ein Wort in den Raum und sie hat eine Woche Zeit dieses in ein Bild umzusetzen. Parallel dazu macht sich Richard Wurz in Unkenntnis des Bildes Gedanken zum Wort dazu – so entsteht «Das gemalte Wort». Die einzige Vorgabe für beide besteht darin, dass Wort und Bild im weitesten Sinn mit der Natur in Verbindung stehen. Also keine Bildbesprechung oder Gedankenbildung nach Betrachten des Bildes – das Bild und die Worte müssen sich finden und sie werden es.
«Spurensuche»
Der vergangene Sommer und der Klimawandel machen es einfach, denn die hinterlassenen Spuren des Unwetters, heruntergeschlagene Äste, Papier, Plastik und sonstiger Müll in der Reuss waren und sind noch spür- und sichtbar. Solche Vorkommnisse und die Einmischung der Natur in unser Leben sind immer wieder erschreckend und vermögen einen Moment aufrütteln. Aber nach kurzer Verarbeitung der Situation, legen wir wieder einen Nebel über die neu entstandenen Spuren, weil wir ihnen nicht so richtig und nachfragend nachgehen wollen. Bis vor kurzem gab es eine Zeitepoche, da glaubte man in bestem Einvernehmen zu leben. Die vorhandenen und sich stets wiederholenden Kollateralschäden nahm man zur Kenntnis und versuchte sie zu negieren. Die vor einigen Monaten eingetroffene Krise brachte nicht nur die Gesundheit ins Wanken, sondern begann die Gesellschaft im Denken und Handeln zu spalten. Dies wird tiefe Spuren in unserem Zusammenleben hinterlassen, aber es besteht ja die Möglichkeit, dass sie für einmal wahr und ernst genommen werden – oder gehen sie einfach vergessen.
Text: Richard Wurz
Bild: Karin Köpfli-Fehlmann
21. November 2021
Atelier Karin Köpfli-Fehlmann, Bremgarten, www.karinkoepfli.ch